Mit ein wenig Verzögerung kommt nun auch noch der Zeeland-Beitrag „De Hoop II“ daher, aber schließlich ist Hektik ja auch das letzte Wort, das man mit den beiden Fährsleuten John und Toni assoziieren würde.

John war 14, als ihm sein Vater das Geld für ein Schiff namens De Hoop gab, und seitdem ist es sein Beruf, Menschen (und ihre Fahrräder) zwischen Kortegene und Wolphaartsdijk hin-und herzuschippern. Mit 19 hat er Toni kennen gelernt, seitdem sind sie gemeinsam an Bord und im Leben.

In der Hauptsaison ist Abfahrt um jeweils Punkt auf der einen Seite und um jeweils Halb auf der anderen. Die Fahrzeit beträgt 10 Minuten, d.h. es bleibt reichlich Zeit zum Be- und Entladen des Schiffes bzw. für einen Plausch mit den Passagieren. Hier ist Toni zuständig, die übrigens auch die Kapitänin des Schiffes ist und deren souveränes Ablegemanöver ich auf der Brücke bewundern durfte. Der Verkehr ist ziemlich intensiv auf dem Veersen Meer, die Stelle ist schmal es erfordert einiges an Geschick, sich hier gut durchzumanövrieren.

Ob des denn schon einmal gekracht hat, frage ich? John lacht laut, nein, noch nie in 52 Jahren, kein einziger Unfall! Und wie ist es, wenn der Sturm bläst? Dann kommen ja eh keine Passagiere, sagt er und es klingt ein bissl mitleidig wegen meiner nicht sehr intelligenten Frage.
52 Jahre? Ich rechne schnell nach, er ist also 66, das sieht man ihm nicht an. Und was passiert, wenn die Touristen im Herbst verschwinden? Dann verlegen John und Toni ihren Wohnsitz ins Warme. Jetzt residieren sie schon seit sechs Jahren in Thailand, aber sie haben auch schon in Mexiko, Indonesien, Malaysia, Kambotscha, Vietnam und Laos gelebt. Ganz, wie es ihnen gefällt. „Dort bekommen die Dinge ein anderes Herz“, sinniert John am Ende unseres Gesprächs und ich frage nicht nach, was er meint, denn ich glaube es zu wissen. Als ich die De Hoop verlasse, denke ich an die Menschen, die ich im Rahmen von ASEA-Uninet kennen und schätzen gelernt habe. Nein wahrlich, unser westlicher Lebensstil ist nicht der Weisheit letzter Schluss.
