Platz für die Kunst!

„Wie ist das Leben in Nizza denn für einen freischaffenden Maler?“, frage ich den konzentriert an einem großen Acryl-Gemälde arbeitenden Paulin. Das Bild lehnt an einer Hausmauer gegenüber seinem kleinen Atelier, mitten in der Altstadt. Die Tür steht weit offen und ist vollgepflastert mit Zeitungsausschnitten.

Paulin lässt sich wider Erwarten gerne von mir ablenken, allerdings haben wir ein Problem: uns fehlt die gemeinsame Sprache. Und mit Händen und Füßen ist meine zugegebenermaßen nicht besonders originelle Frage wohl kaum zu beantworten. Aber Paulin freut sich sehr über mein Interesse und so holen wir Tanja zu Hilfe, seine Frau. Sie ist Russin und ihr Englisch auf meinem Niveau – dazu kann sich jetzt jeder vorstellen, was er gerne möchte :-).

Wir treffen uns zum Interview in einem der Cafés auf der kleinen Piazza, gleich neben meiner Wohnung. Zum Einstieg erkläre ich natürlich, wer ich bin, was ihn nicht darin hindert, mich seinen vorbeibummelnden Freunden als Jornalistin aus Österreich vorzustellen.

Eigentlich war Paulin ja Profifußballer im albanischen Nationalteam, bevor er mit 20 Jahren aus der Armee desertierte. Über Griechenland schlug er sich nach Paris durch, wo er ein Kunststudium begann. Als er davon erzählt, beginnt er sich tatsächlich das Haar zu raufen.

„Sie wollten mir TECHNIK beibringen, das war eine Katastrophe! Ich fürchtete um meinen Stil und hörte sofort wieder auf zu studieren.“ Als ich ihn nach seinen Vorbildern frage, kann ich aus Tanjas breitem Grinsen die Antwort erahnen. Chagalls Farben sind schön, gibt er zu, aber sonst liebt er nur seine eigene Einzigartigkeit und ist stolz darauf, Autodidakt zu sein.

Frankreich findet er als Wirkungsstätte für einen Künstler ganz furchtbar, er würde jungen Malern auf jeden Fall raten, das Land zu verlassen. Engstirnig sei es hier und alle würden immer nur groß reden, aber nichts auf den Boden bringen. Australien wäre toll, allein diese Weite! Paulin schimpft ausgiebig vor sich hin, Tanja rollt ein bißchen die Augen, das Thema ist ihr wohl nicht ganz neu. Als ich später nachfrage, warum er eigentlich noch nicht in Austalien lebt, sieht er mich etwas verständnislos an und meint, dort wären zu wenige Menschen für seine Art von Kunst.

Paulin Nikolli hat es durchaus zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht, nicht zuletzt, weil er in einem Video, das die New York Times über Nizza produzierte, als Vertreter der bildenden KünstlerInnen der Stadt ausgewählt wurde. Immer wieder hat er Ausstellungen und auch bei Auktionen gibt es Erfolge. Wir schlendern zurück zum Atelier und ein paar Minuten später unterhält er sich schon wieder angeregt mit zwei amerikanischen Touristinnen. Ich denke, man muss kein Prophet sein um zu wissen, dass Paulin Nizza erhalten bleibt!

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