Weltmeisterlich!

Es zieht mich wieder an den Atlantik. Ich nehme die kleine Fähre, die Santander im Halbstundentakt mit Somi verbindet und spaziere hinter die Düne an den Strand. Aus der Ferne sind Kameramänner und Fotografen zu sehen, die ihre Objektive auf das Meer ausgerichtet haben.

Zu erkennen ist allerdings nichts Fotografierenswertes, weshalb ich mich neugierig anschleiche und den Ersten in der Reihe befrage. Joe ist aus Sevilla, arbeitet als freier Journalist und beantwortet geduldig meine Fragen, ohne die Geschehnisse in den Wellen aus den Augen zu lassen. Ich bin in die World Championship for Kneeboard Surfing geraten! Ein Plakatständer informiert über die Geschehnisse des Tages.

Nun erkenne ich auch, dass weit draußen vier Surfer auf ihren Boards auf die perfekte Welle warten. Dafür haben sie 20 Minuten Zeit, das Startsignal erfolgt durch eine Plastiktröte, die weitere Kommunikation mittels Schautafel.

Grün bedeutet: Zeit läuft

Rot bedeutet: noch 5 Minuten

Zwei Wellen in 20 Minuten dürfen sich die Surfer aussuchen, um dann ihre Kunststücke vor den Augen einer rein männlich besetzten Jury zum Besten zu geben.

Die Entscheidung ist nicht einfach, abwartend lassen sie sich treiben, testen an, fallen wieder ab, bis sie es dann wagen! Nach einer Zeit des Beobachtens beginne ich zu verstehen und auch schon zu erkennen, wie eine gute Welle beschaffen sein muss. Die Bedingungen sind heute schwierig, es ist Flut, daher kriegen die Biester keine richtig brauchbare Höhe. Ein amerikanischer Teilnehmer schimpft lautstark vor sich hin. So eine teure Reise und dann solche besch…eidenen Wellen. Seine Unzufriedenheit mag der Tatsache geschuldet sein, dass er im Hauptbewerb gestern verloren hat 🙂
Ich mache mich auf die Suche nach dem frischgebackenen Weltmeister.

Here we are! Congratulations Michael! Er freut sich sichtlich über mein Interesse, hat aber keine Zeit für mich, denn der Bewerb um die Nationenwertung ist noch voll im Gange und er spielt natürlich eine zentrale Rolle. Aber seine Frau Theresa steht mir sehr gerne für ein Gespräch zur Verfügung. Ich vermute, es ist ihr nach ein paar Tagen hier am Strand schon ein bissl fad.

Gemeinsam mit ihrem ebenfalls surfenden Sohn Thomas sitzen wir für eine Weile im warmen Sand und beobachten den Wettbewerb. Es ist schon eine lange, kostspielige Reise von Australien hierher an die spanische Nordküste. Aber es hat sich ausgezahlt und zwar nicht nur, weil ihr Mann den Titel einheimsen konnte. Sie haben die Gelegenheit genützt und sich gleich auch ein wenig die Gegend angeschaut. Madrid zuerst, dann den Norden im Rahmen einer Ostseekreuzfahrt, das volle Programm. Paris hat ihnen am besten gefallen, Theresa kommt richtig ins Schwärmen, während Thomas gelangweilt auf das Wasser schaut, wo Michael mittlerweile ganz draußen als roter Punkt erkennbar ist. Übrigens schwimmen Kneeboarder mit Flossen, das ist quasi ihr Markenzeichen.

Theresa erzählt von der Kneeboarder-Community. Es sind sehr ambitionierte Sportler aus den klassischen Regionen Australien, USA, Frankreich und einige karibische Staaten sind auch vertreten. Man kennt und mag sich, jeder unterhält sich mit jedem, nur wenn ein Bewerb gerade im Gange ist, stehen die Teams zusammen, um ihren Vertreter gemeinsam zu beobachten und zu analysieren. Es gibt auch ein paar Frauen, aber man kann sie an einer Hand abzählen.

Nicole aus Frankreich strahlt, denn sie hat gerade in einer gemischten Gruppe den 2. Platz erkämpft.

Heute ist nicht zu viel los, das angereiste Publikum besteht aus einer neugierigen Österreicherin, aber umso freundlicher werde ich aufgenommen! Gestern beim Hauptbewerb seien viele Zuschauer da gewesen, erzählt Brad, der den Tag für das amerikanische Team fotografisch dokumentiert.

Auch einen Wasserretter gibt es, wobei hier wohl eher einer Vorschrift Genüge getan wird.

Die Weltmeisterschaften im Kneeboard Surfen finden biennal statt, das nächste Mal also 2019 – in Neuseeland!

wkc2017.com

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