Jill and George

Es ist schon wieder passiert. Da sitze ich vollkommen nichtsahnend bei einem Glas Wein in einer Bar in meiner Gasse in Padua und freue mich, nach der elendslanden Reise von der Provence über Marseille und Milano gut angekommen zu sein. Plötzlich sind sie einfach da, Jill und George (ihr richtiger Name ist Geraldine, aber sie hasste es, Jerry genannt zu werden) aus London. George hat ein Glas Grappa in der Hand und sinniert sehr konzentriert darüber nach, der wievielte das wohl sei. „It’s the third, isn’t it? “ „No, my dear, it’s the forth.“ Jill trinkt nichts, sie passt auf ihre heitere Freundin auf, die sich mir zuwendet. Wo ich denn herkäme? So nehmen die Ereignisse ihren Lauf, wir verabreden uns zum Dinner am nächsten Tag und ich lerne zwei großartige Frauen kennen, die eine tiefe Freundschaft verbindet.

Ursprünglich – vor 40 Jahren, als ihre gemeinsame Geschichte begann – waren sie Arbeitskolleginnen beim Londoner Wochenmagazin Time Out, Jill als Production Editor, George als Journalistin. Wobei George gelernte Schauspielerin ist, sie absolvierte an der Guildhall School for Music and Drama, musste aber aus gesundheitlichen Gründen zur schreibenden Zunft wechseln. Als es gröbere Schwierigkeiten mit dem Herausgeber von Time Out gab, machten sich die beiden mit 18 weiteren MitarbeiterInnen mit einem eigenen Magazin „City Limits“ (Namensgebend: Ike and Tina Turner) selbstständig, das als Kooperative geführt wurde. Die Geschichte ist in Wikipedia nachzulesen, weshalb ich hier nichts weiter dazu schreibe 🙂

Letztendlich gingen Jill und George beruflich getrennte Wege. Jill ist mittlerweile in Pension und bessert ihre Rente als Nanny auf, George arbeitet als freie Journalistin für die London Daily Mail. Hier der Link zu einem ihrer Artikel über Online Dating:
http://www.dailymail.co.uk/femail/article-4046288/Would-pay-bright-young-thing-500-love-online-One-65-year-old-woman-decides-go.html

Die Freundschaft ist ihnen geblieben, durch dick und dünn in 40 turbulenten Jahren. Ich frage sie nach ihrem Rezept. Immer füreinander da sein und über alles miteinander sprechen können. Das sei das Wichtigste. Sie wirken auf mich grundverschieden und doch ist da ein starkes Band der Zuneigung und des Wohlwollens. Einmal im Jahr fahren sie gemeinsam für ein paar Tage nach Italien, immer zu Georges Geburtstag am 10. Oktober. Und im Alltag treffen sie sich jeden Samstag zum Lunch. Mindestens.

Girls, it was a pleasure meeting you. See you again in London 2019!

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