Eine Meldung der Austria Presse Agentur von heute früh: Unzählige enttäuschte Kinder auf der ganzen Welt warteten gestern vergeblich auf den Nikolaus. Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zu erfahren war, sollen die Krampusse in einen eintägigen Warnstreik getreten sein, um die Unterstützung der Nikoläuse bei der Verbesserung ihres Image zu erzwingen. Nähere Details liegen der APA noch nicht vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Während die Pressemeldung sich in rasantem Tempo über den Globus verbreitete, saßen die Nikoläuse unter der Führung des Bischofs in Myra (Türkei) und beratschlagten das weitere Vorgehen. Sollten sie sich erpressen lassen? Sie empfanden es als Skandal, als Anmaßung, dass ihre jahrhundertelangen Begleiter nun plötzlich so etwas wie ein eigenes freundlich besetztes Image wollten! Waren sie vielleicht nicht immer gut zu ihnen gewesen? Durften sie sich nicht baden im Lichte ihrer gütigen Herren? Hatten sie ihnen nicht Sinn und Aufgabe gegeben? Den schiachen Wurschteln! Und der Dank? STREIK! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Undank ist der Welten Lohn, monierten die Nikoläuse selbstmitleidig. Stundenlang drehte sich die Diskussion im Kreis, bis – Ihr erinnert Euch an den Typen mit der Brille aus Havanna? – endlich der konstruktive Vorschlag kam, den Vertreter der Krampusse zu einem Gespräch zu laden, um die konkreten Imageverbesserungsunterstützungsforderungen zu eruieren. Denn eines war allen klar: ohne Krampusse konnten auch die Nikoläuse nicht überleben. Gut und Böse, Licht und Schatten, Ying und Yang, Hund und Katze … oder so ähnlich… und so weiter …
Es war ein zähes Ringen um einen Kompromiss, aber letztendlich siegte die Vernunft, der Vorschlag wurde mit nur einer Gegenstimme angenommen und mein vorgestriger Interviewpartner – der Vorsitzende der IKU (International Krampus Union) – wurde zwecks Terminvereinbarung kontaktiert. Auch wenn so mancher der ehrwürdigen Herren den Untergang des christlichen Abendlandes befürchtete, man muss doch mit der Zeit gehen, nicht wahr? Das Treffen wurde gleich für den 7. Dezember vereinbart, ein traditionell hervorragendes Datum für ein positives Karma. Der Tag, an dem Delaware der erste Bundesstaat der USA wurde, der Libanon seine Staatsflagge erhielt und Angela Merkel die letzten Teilstücke der Bundesautobahn 20 zwischen Tribsees und Greifswald eröffnete! Wenn das kein gutes Omen war!