Der Samstag beginnt durchaus ansprechend. Um 9 Uhr werde ich abgeholt und sehr komfortabel zur ersten Station unserer Tour de Auto kutschiert. Neben der hochkompetenten männlichen Begleitung, in der Folge HKMB genannt, steht mir zumindest zu Beginn auch noch eine tapfere Freundin zur Seite, die es danach leider vorzieht, uns zu verlassen und brunchen zu gehen, was wiederum bedeutet, dass die emotionalen Aspekte des Vorhabens von mir alleine getragen werden müssen.
Die erste Erkenntnis: es ist schon super, wenn an einem Auto Räder dran sind und das viele Plastik obendrüber schön glitzert. Wer braucht schon eine Klimaanlage? Eine Frau in den Wechseljahren ist sowieso ausreichend mit ihren inneren Temperaturschwankungen beschäftigt und wenn es heiß ist, kann sie ja die Fenster runterkurbeln. Schön, so nostalgisch. In meiner Ente hatte ich auch kein Radio! Und frei sprechen können wir doch alle seit unserem 2. Lebensjahr ohne entsprechende Einrichtung, oder?
Auf der Flucht nach draußen entdeckt meine Freundin sowas kleines, süßes Weißes, kindchenschemauslösendes. Ganz lieb steht es da, als ob es auf mich gewartet hätte, fast schon herzig. Putzig. Alle meine vorher eh nicht definierten Kriterien sind erfüllt, außer… Mir fällt ein, dass ich extra den Golftrolly als Kinderwagenersatz mitgebracht habe, denn mein nächstes Auto wird hoffentlich Enkelkinder transportieren. Nicht, dass sich dadurch jemand unter Druck gesetzt fühlt, nein, nein, nein, das ist keineswegs meine Absicht, aber ich finde es wahnsinnig wichtig, alle Eventualitäten der nächsten Jahre gut in die Kaufentscheidung einzubeziehen. Und es könnten ja Zwillinge werden, also müssen die Platzverhältnisse entsprechend angemessen sein. Der wirklich nette und kompetente Verkäufer runzelt ein wenig die Stirne, als wir beginnen, den dreckigen Trolly in den nigelnagelneuen Kofferraum zu stopfen. So geht es nicht, aber vielleicht aufgestellt? Und wenn ich die Abdeckung entferne? HKMB wuselt nach vorne und kippt einen Teil der Rückbank um. Passt. Im Zwillingsfall müsste also ein Kind vorne sitzen, damit kann ich leben. Und mein altes Auto täten sie auch eintauschen. Ich bin sehr zufrieden, als wir die erste Station hinter uns lassen. So kann es weiter gehen!
Nun zur Cliffhangerauflösung: nur noch zu zweit suchen wir jenes Autohaus auf, das mich am Freitag nicht einmal ignoriert hatte. Selbstbewusst mit ein bissl Pretty Woman im Hinterkopf (wer erinnert sich nicht an die Szene in der Boutique?) folge ich HKMB in den Verkaufsraum. Na, was glaubt Ihr, was passiert? Sofort steht der Chef persönlich da, bietet uns Kaffee und Prosecco an und eine sofortige Probefahrt, 50% Rabatt sowieso und freie Farbwahl? Oh nein! Diesmal ist es nicht der Lehrling, der sich meines Anliegens annimmt, sondern sein Urgroßvater, welcher auf die erste etwas tiefer gehende Frage – hat dieses Modell einen Saugmotor oder einen Turbo? – patzig mit „Ich bin kein Techniker“ kontert. Aus. Für immer ist diese Marke gestorben.
Schon leicht erschöpf ziehen wir uns zur Beratung zurück. Wohin jetzt? HKMB hat eine Idee, die sich schon 10 Minuten später als perfekt herausstellen wird!