Lacköl wird überbewertet

Ich möchte heute einmal etwas Sinnvolles zum Weltgeschehen beitragen und versuchen, die Frage was WIRKLICH für einen Kuraufenthalt benötigt wird, ein für allemal zu klären. Zumal mein Freundeskreis sich ja schön langsam ins kurfähige Alter bewegt und ich hier eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Kleine Dankesbezeugungen werden gerne entgegen genommen.

Mit dem ersten Infobrief der Kuranstalt kommt ein gelber A4-Zettel mit, auf dem – wie anno dazumal beim Schulskikurs – festgeschrieben steht, was der Kurgast so braucht: Trainingszeug, Turnschuhe, Toiletteartikel (Klobürste?), Medikamente, Straßenkleidung, Badesachen, medizinische Befunde (so vorhanden). Und aus.

Damit ist mein Koffer erst zur Hälfte gefüllt. Zeit für einen Faktencheck, denn mit einem halbleeren Koffer fahre ich nirgends hin.
Welche Jahreszeit haben wir denn gerade? – Winter! – Gibt es Feiertage, die ein besonderes Outfit erfordern? – Heiliger Abend, Christtag, Silvester, Neujahrstag, Hl. Dreikönig, also ja! – Bietet die Kuranstalt ausreichend Unterhaltung für drei Wochen? – Nein!
Damit hätten wir drei Stichwörter identifiziert, die zur weiteren Kofferbefüllung beitragen können.

WINTER: in Zeiten wie diesen kann man den Begriff nicht pauschalieren. Die Wetterprognose verspricht für die ersten Tage strahlenden Sonnenschein und rund 20 Grad. Temperaturstürze sind gegen Ende Dezember aber auch nicht ganz auszuschließen, was wiederum bedeutet, dass um die ganz leichte Laufjacke, die ganz dicke Laufjacke, dazu die passenden kurzen, langen und dreiviertelten Hosen, leichte Turnschuhe, feste Wanderschuhe, fellgefütterte Winterstiefel für eventuell hereinbrechenden Tiefschnee und normale Lederstiefletten ergänzt wird. Dazu dicke Stirnbänder und dünne Tüchleins, 3 Paar Handschuhe, nur für den Fall… Der Koffer ist jetzt zu klein, aber das macht nichts, wozu gibt es blaue IKEA-Säcke?

FEIERTAGE: fünf Extra-Outfits erfordern fünf Extra-Schuhe und fünf Extra-Strümpfe (hab aber nur vier, weil Christine… ach, das ist jetzt zu persönlich). Den Schmuck nicht zu vergessen und entsprechende Tücher sowie den Anlässen entsprechendes Schminkzeugs. Jetzt muss auch das Glätteisen mit und die Creme, die das Haar vor der Hitze schützt. Bitte jetzt keine Kommentare dazu, ich weiß eh selber, wie blöd das klingt, aber ich will euch helfen und da braucht es gnadenlose Offenheit. Nicht nur ich will dekoriert werden, sondern auch mein Zimmer. Die Krippe ist eh nicht sehr groß und eine Lichterkette hat doch immer Platz. Meinen kleinen Adventkalender kann ich nicht allein in Graz lassen und eine liebe Kollegin schenkt mir in weiser Voraussicht eine Kerze im Glas. Damit ich nicht die Anstalt abfackle :-). Aber was, wenn die Restaurantleitung vom geplanten weihnachtlichen Galamenü andere Vorstellungen hat, als ich? Vorsichtshalber packe ich ein Tischtuch ein, Kerzen und schöne Servietten (Danke C!). Wenn ich mit meiner Post fertig geworden wäre, hätte ich den Sack mit den Kuverts usw. zu Hause lassen können. Zu Weihnachten gehört mein Jauchzet Frohlocket und zum Neujahrstag das passende Konzert. Dazu brauche ich Bluetooth-Boxen. Jawoll, ich werde die Anstalt rocken! Jetzt sind meine zwei Reisetaschen gut gefüllt. Gerade noch mit Müh und Not finden meine Weihnachtsgeschenke ihren sicheren Platz.

UNTERHALTUNG: drei Wochen sind echt lang und wollen auch außerhalb der Therapien gut verbracht werden. Erstes Thema: Lesestoff. „Es wird wohl eine Bibliothek geben“, sagt B, aber sie gibt mir vorsichtshalber ihrer E-Reader mit. Und falls beides nicht genügt, auf zwei, drei Bücher kommt`s jetzt auch nicht mehr an. Der Laptop darf auch mit, sonst könnte ich nicht bloggen und doofe Filme schaun, ohne auf das Fernsehprogramm angewiesen zu sein. Strickzeug und Häkelausrüstung samt den für die Umsetzung meiner Projekte notwendigen Anleitungsheften sind ambitioniert. Saunazubehör steht auch nicht auf der Liste der Anstalt, aber dafür auf meiner. In welche Rubrik gehören jetzt Kekse (Danke C und L) und Prosecco? Dass die Yogamatte mit muss ist selbstredend.

G hilft mir beim Verladen des Wahnsinns und ich habe nur eine große Angst: dass der blaue IKEA-Sack reißt. Denn diese Peinlichkeit wäre nicht zu überbieten gewesen. Tröstlich war der Hausbursche, Herr Hansi, der mit meinem Glumpert einen Turm auf sein Gepäckwagerl baut und nur meint: Des is net tragisch.

Als ich am ersten Morgen in meinen Stoffbeutel mit den Haarbürsten greife, taste ich ein seltsames Metalldingens. Aha. Ein Stoppelzieher. Offenbar ist hier packtechnisch einiges außer Kontrolle geraten aber immerhin habe ich das Pflegeöl für meine Lackschuhe zu Hause gelassen!

3 Antworten auf „Lacköl wird überbewertet“

  1. ha, ha, ha, wie gut, dass ich meine nützlichen ratschlägen hinterm berg gehalten hab, weil deine sind echt nicht zu toppen. obwohl, also samma gonz ehrlich, des lacköl hätt ich jetzt schon noch eingepackt aber okay, dafür den stopplzieher daham glossn, wal den prosecco kriagst so a auf 😉
    i wünsch dir wunderbore feiertog!!!

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