… und als kleine Entschädigung für mein langes Schweigen gibt`s heute noch eine Episode.
Getreu dem neuen, von der aus mir und mir bestehenden Arbeitsgruppe nach langen zähen Diskussionen soeben beschlossenen Blogmotte KISS & RIDE kann ich Euch Justice nicht länger vorenthalten, wiewohl die Geschichte rund um einen afrikanischen Gast schon einige Jahre zurück liegt. Aber sie passt einfach so großartig zur heute beginnenden Karwoche.
Justice also. Ein farbiger, junger Mann (damals 26 Jahre alt) aus Gambia, hochbegabt und in Graz gelandet, um für seine Habilitation im für mich unergründlichen Fach der Mathematik zu recherchieren. Das Schicksal meinte es ausnehmend gut mit ihm und so wurde er für einige Monate zum Mitbewohner meiner Söhne. In ihrem Bemühen, den neuen Freund in die Geheimnisse der österreichischen Lebensweise einzuführen, brachten sie Justice zum Mittagessen zu mir nach Hause.
Es entspann sich schnell eine lebhafte Unterhaltung über diverse Bräuche und Sitten in unseren Ländern, ich wusste über Ghana fast nichts und seine Österreich-Kenntnisse waren ähnlich umfassend, also gab es Gesprächsstoff ohne Ende. Justice kommt aus einer Mittelstandsfamile und wurde presbyterianisch erzogen. Das bedeutet, dass er sehr behütet aufwuchs, täglich um 20 Uhr zu Hause sein musste und überhaupt nicht viel jugendlichen Entfaltungsspielraum hatte. Auf Georgs praktisch orientierten Nachhilfeunterricht wollen wir hier nicht weiter eingehen
Irgendwann im Laufe unseres Mittagessens – es war grad März – fragte ich Justice, wie bei ihm zu Hause Ostern gefeiert wird.
„Crying,“ sagte er „sitting in the church for three days and crying.“
Meine zugegebenermaßen nicht sehr intelligente nächste Frage: „Why??“
„Because Jesus is dead.“
Aja. Genau. Ich schäme mich ein wenig.
„Und wie ist es bei Euch zu Ostern?“, fragt Justice.
Bereitwillig beginne ich zu erzählen, ich mache es mir und Euch jetzt leicht, indem ich auf Deutsch weiterschreibe.
„40 Tage vor Ostern beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit, was bedeutet, dass wir einen Heringschmauß veranstalten und ganz viel essen und trinken, weil wir dann ja so lange darben müssen. Wir putzen unsere Wohnungen sehr ordentlich. Wenn alles blitzt, dürfen wir den Osterstrauch schmücken. Dazu nehmen wir Palmkatzerln [auf Englisch? Keine Chance, zum Glück hatte ich Anschauungsobjekte zur Hand], die in eine Vase gesteckt werden. Dann braucht man Hühnereier, die ausgeblasen, bemalt, beklebt oder auch umhäkelt und an bunten Bändern auf die Palmkatzerln gehängt werden.“
„Warum?“, fragt Justice.
„Es handelt sich um Fruchtbarkeitssymbole, wahrscheinlich keltischen Ursprungs. Am Palmsonntag gehen wir dann mit kleinen solchen Sträußchen in die Kirche, um sie weihen zu lassen. Der nächste wichtige Tag ist dann der Karfreitag, an dem – so wie am Aschermittwoch – wieder besonders gefastet wird, indem wir Fisch essen. Im Übrigen sind wir gut damit beschäftigt, Schinken einzukaufen und zu kochen und Kuchen zu backen, denn am Karsamstag gibt es am Nachmittag ein großes Festessen, Osterjause genannt.“
Justice macht große Augen.
„Außerdem färben wir gekochte Hühnereier in bunte Farben. Damit der Osterhase diese am Sonntag früh für die Kinder im Garten verstecken kann.“
Justice Augen werden noch größer. Mittlerweile glaubt er, ein Sprachproblem zu haben und fragt nach. „Ein Hase bringt bunte Eier?“
„Genau. Weshalb bei uns viele Menschen nicht wissen, dass er eigentlich ein Säugetier ist. Außerdem bringt er jede Menge an Schokolade, gerne in Hasen (lila oder gold!)- oder Entenform und kleine oder auch größere Geschenke, die im sogenannten Osternest liegen. Fahrräder zum Beispiel.“
Mittlerweise ist meine Erzählung nicht nur für unseren Gast absurd. Wir alle kringeln uns vor lauter Lachen über diese seltsamen Bräuche und natürlich lade ich ihn zu unserem Osterfest ein und auch der Osterhase hat an ihn gedacht! Bei der Fleischweihe im Burgenland, rund um ein kleines Marterl, fällt Justice durchaus auf. Aber den Leuten ist ganz klar, wer er ist, da braucht niemand Erkundigungen einzuholen: Ein Farbiger in der Nähe einer Kapelle kann nur der neue Pfarrer sein!

tolle gschicht!!! und ja, wenn frau sich den ablauf so vor augen hält, ist vieles unlogisch 🙂