Visionen sind nicht notwendigerweise eine Krankheit

Es war einmal eine Stadt, die litt unter einem renitenten Fluss, Turia. Dieser pflegte nicht immer brav in dem für ihn vorgesehenen Flussbett zu bleiben, sondern er unternahm Auflüge in Gegenden, in denen er nichts verloren hatte und die dann sehr unter seinem Wasser leiden mussten. Mitunter waren auch Menschenleben zu beklagen.

So überlegten sich die BewohnerInnen der Stadt, wie sie den Fluss dazu zwingen konnten, sich angepasst zu verhalten. Einkerkern mit viel Beton? Tiefer graben? Begradigen? Sie fanden eine Lösung: Turia sollte ein neues Bett bekommen, am Rand der Stadt, mit ganz viel Platz und sehr komfortabel.

20 Jahre lang wurde gebaut und gegraben, bis es soweit war, dass der Fluss übersiedeln konnte und sein neues Zuhause gefällt ihm bis heute gut.

Was die Stadt nun plötzlich hatte, war ein breites trockenes Band mitten in ihrem Herzen. Was tun, fragten sich die Verantwortlichen. Die klassische Antwort der 1970-er Jahre lautete: Hurra, wir bauen eine Stadtautobahn!

Doch dann gab es diese verrückte Idee. Wieso legen wir nicht einen Park an und holen Grün in diese Stadt? Schaffen Raum für Sport, Erholung, Durchatmen? Es waren die BewohnerInnen, die diese Vision verwirklicht haben wollten und das Ergebnis ist atemberaubend. Bitte schaut auf google maps, wie schön sich das grüne Band durch Valencia zieht.

Der nächste visionäre Schritt war die Bebauung des ehemaligen Flussdeltas. Hier lasse ich Bilder sprechen.

Was man auf dem letzten Foto gut erkennen kann ist, dass diese architektonische Sensation zwischen “Wohnställen für Menschenvieh“ (© Konrad Lorenz) angesiedelt ist und damit einer sozial schwachen Gegend einen unglaublichen Kick verpasst hat. Genial.Come and see.

Ein Meer in Rot-Gelb-Rot

Die Bilder aus Barcelona sind furchtbar und soeben lese ich, dass 90% der Katalanen für die Unabhängigkeit gestimmt haben. Die Wahlbeteiligung lag bei 42%, was ich angesichts der Umstände für ziemlich gut halte.

Auch an Valencia sind die Ereignisse nicht spurlos vorbei gegangen, ich habe mich unter die – geschätzt 2000 – Anti-Separatisten-DemonstrantInnen gemischt und versucht, die Stimmung ein wenig einzufangen, die zwar sehr emotional, aber nicht aggressiv wirkt.

Es ist gar nicht so einfach, mit Leuten in’s Gespräch zu kommen, erstens habe ich bekanntlich ein Sprachproblem und zweitens sind sie gut beschäftigt mir Gesängen und Skandieren von Parolen. Bei „TERRORISTAS! SEPARTISTAS!“ wundere ich mich doch sehr, denn mir sind die Katalanen bisher eher friedlich vorgekommen. Ist das fair, frage ich eine Dame, die sich neben mir das Herz aus dem Leibe brüllt, dass die Perlenkette nur so hüpft. Sie versteht mich und lacht. No terroristas, EGOISTAS! Ich bin einem Hörfehler aufgesessen und erleichtert.

Dem Land ist eine gute Lösung für seine Probleme mit zu wünschen. Es ist mein Eindruck, dass „beiden Seiten“ daran gelegen ist, diese auf friedliche Weise zu suchen. Wenn die Zentralregierung in Madrid das versteht, wäre es vielleicht möglich, die Bedürfnisse von allen unter einen Hut zu bekommen. Eviva Espania…

Abschied und erster Eindruck

Der Hochgeschwindigkeitszug bringt mich blitzartig nach Valencia, den ersten Eindruck kann ich Euch einfach nicht vorenthalten. Das Bahnhofsklo: Man zahlt 60 Cent und wähnt sich in einem 5* Hotel. Meine Fotoqualität ist wieder einmal suboptimal, aber die Dekoration ist überwältigend und im Körbchen zwischen den Spiegeln findet Frau vom Haarspray bis zur Handcreme alles, was fein ist zum Frischmachen.

Die Orchidee ist nicht aus Plastik. Ich bin beeindruckt und sehr gespannt auf das Kommende.

Ich habe die Botschaft verstanden

Das Tor zum Castell bleibt mir verschlossen.

Wo gestern noch meine Strandbar war, ist heute Ödnis.

Hier stand die Dusche.

Und nun das Schlimmste. Die ultimative Aufforderung zum Abbruch der Zelte.
Zu Lande:

Und zu Wasser (sie lauert innerhalb der orangen Markierung und sollte jemand über meine grafische Hochbegabung lachen, droht Blogbann auf Lebenszeit!)

Calafell, es war schön mit Dir, aber jetzt ist es wirklich Zeit, zu gehen…

29.9.2017 – Und irgendwann bleib i dann dort…

Strahlend blauer Himmel, 25 Grad, wunderschöner, sauberer Stand, glasklares Wasser, lesend im Schatten der Palmen…

Und ich genieße jede Sekunde – in dem Bewusstsein, dass ich wieder nach Hause darf, nach Hause zu „meinen“ Menschen! NIEMALS KÖNNTE ICH WOANDERS DAUERHAFT LEBEN UND GLÜCKLICH SEIN.

Leitln, i gfrei mi schon wieder auf Euch 🙂

Barcelona, Teil II: Da gibt es etwas, das ich gerne hätte

Wenn jemand von Euch hoffentlich demnächst nach Barcelona fährt, würde ich höflichst um ein kleines Mitbringsel bitten.
Es ist ganz einfach zu finden:

Nimm den Bus, der an der Statue des Herrn Columbus vorbeifährt.Ich hoffe, Du hast ein großes, weiches Tuch eingepackt?

Im Hintergrund ist ein Berg zu sehen, der Montjuic, die Busroute führt direkt hinauf.

Oben steigst Du aus und lässt Dich kurz von der Aussicht überwältigten. Aber bitte wirklich nur kurz, wegen dem Mitbringsel nämlich, das ist wichtiger.

Wenn Du diese Tafel siehst, bist Du auf dem richtigen Weg:

Kauf eine Eintrittskarte (12€) samt Audioguide (4€) und flanier durch das Haus. Pass gut auf, dass Du keinen Raum auslässt, es könnte Dir etwas entgehen. Wenn Du dann in den 2. Stock kommst, geh bitte nach links uns halte Ausschau nach folgendem Schild:

Jetzt bist Du am Ziel angelangt.

Bitte nimm das Gemälde vorsichtig von der Wand, wickle es in das weiche Tuch und geh damit unverzüglich zum Ausgang. Vergiss nicht, den Audioguide zurückzugeben, sonst kriegst Du Schwierigkeiten. Sollte jemand fragen, wohin Du mit dem Bild willst, sag einfach, dass es mir gehört. DANKE!

Barcelona, Teil I: Doch nicht TV-Star

Irgendwo muss doch diese Kathedrale sein? Warum sieht man hier nichts? Die Gassen sind total schmal, von wegen Ramblas!

Unterkoffeiniert und planlos (maps hilft in dem Gewirr an Gässchen auch nicht weiter) irre ich durch das historische Zentrum Barcelonas. Zuerst Kirche, dann Kaffee, so war der Plan.

Da öffnet sich vor mir ein Platz und ich bin schlagartig munter, ob der Szenerie.

Also: das Gebäude im Hintergrund ist das katalanische Parlament, die Generalitat de Catalunia. Es schwirrt jede Menge Uniformierter herum und auch einige Zivile sind unschwer erkennbar. Der Kastenwagen ist ein vor sich hin jaulendes Polizeiauto, dazwischen wenige Touristen. Im Vordergrund ist eine Fernsehkamera zu sehen und zwei Damen. Die mit der roten Jacke wird gleich verschwunden sein und mir den Blick auf die kompetent wirkende junge Frau mit Mikrofon freigeben. Ich warte ein bissl und lasse meiner Phantasie freien Lauf. Vielleicht bin ich ja Zeugin von etwas Historischem?

Die Mikrofrau kann sicher Englisch. Forschen Schrittes gehe ich auf sie zu. „Holla! Please could you tell me what’s going on here?“
Trotz prompt einsetzender Schnappatmung bringt sie ein flaches Lächeln zustande, nimmt mich am Oberarm und dreht mich ein bissl Richtung Kamera, an der ein verdächtiges rotes Lichtlein leuchtet. „We are on air, it is live!“

Da ich nicht annehme, dass die katalanischen FrühstücksfernseherInnen Lust auf ein Statement von einer in englisch dahinholpernden Touristin haben, winke ich nur dämlich und schleiche aus dem Bild. Wieder eine Chance zur Selbstdarstellung verpasst, Spanien wird mir ewig dankbar sein.

Nachdem die Mikrofrau ihren Beitrag fertig hat, kommt sie zu mir und erklärt, dass der katalanische Präsident sich jetzt hier mit dem Marschall (???) treffen wird, ich solle unbedingt warten, „it is a great show!“

Inzwischen ist der ganze Platz gut gefüllt mit Polizei und Journalisten, ich ziehe es vor, mich aus den politischen Imponderabilien herauszuhalten und ändere spontan und mutig meinen Plan: zuerst Kaffee, dann Kirche.

Auf gefährlichen Pfaden

Das sprichwörtliche Morgengrauen hängt noch über den Wein- und Olivenheinen als ich mich schwer bewaffnet mit Pfeifferl, Pfefferspray und Taschenalarm auf den Weg mache.
Nach ca. 1/2 Kilometern verlasse ich die befestigte Straße.

Jetzt wird es richtig einsam. Als gesellige Stadtpflanze erahne ich Gefahren an allen Ecken und Enden. Beruhigend immerhin, dass in die Fauna Flüchtende nicht erschossen werden dürfen.

Aber was, wenn jemand meint, ich wäre ein gemeiner Olivendieb? Vorsichtshalber entsichere ich den Pfefferspray, in der anderen Hand ruht der Taschenalarm, das Pfeifferl steckt zwischen meinen Zähnen. Ein Sturzhelm wäre noch nützlich gewesen, aber man kann nicht alles haben. Tapfer schreite ich voran.
Vor mir: Einsamkeit.

Hinter mir: Einsamkeit

Hunde. Schlangen. Riesenskorpione. Im Dickicht lauert das Böse, bereit, mich anzufallen und zu fressen. Da taucht, unscharf noch, aber ganz eindeutig identifizierbar, mein rettendes Ziel auf.

Doch es ist gar nicht gut, sich zu früh in Sicherheit zu wiegen. In der letzten Kurve werden meine ängstlichen Phantasien zur realen Bedrohung.

Ich habe es wohl meinem Waffenarsenal und dem daraus generierten Selbstvertrauen zu verdanken, dass die beiden Bestien sofort erkennen, wer hier das Sagen hat! Hoch erhobenen Hauptes rausche ich vorbei und 20 Minuten später zischt auch schon mein erster Golfball durch die spanische Landschaft.

Viel Lohn für meinen großen Mut. Glaubt ja nicht, dass ich grad sehr blumig war. Oh nein…

Und nun ein paar Impressionen, besonders für meine schwerst vermissten GolffreundInnen!

Zurück nach Hause nehme ich dann voller Freude die Schubert-Straße, die allerdings nach ein paar hundert Metern ebenfalls lieber ein Feldweg sein will.

kontakt@goeritzer-coaching.at

Eigentlich ist es ja so, dass Ihr mich alle kennt. Richtig? Zumindest nehme ich das einmal so an, denn wenn Ihr mich nicht kennen würdet, hättet Ihr vermutlich auch kein Interesse an meinem Blog.

Seit fast zwei Monaten verfolgt Ihr nun meine Spuren von Nord nach Süd, ich sehe an der Zahl der Web Views, dass meine LeserInnenschar eine treue ist. Dafür ein Danke und jetzt folgt auch schon ein Bitte: bevor ich weiterschreibe hätte ich gerne gewusst, wer Ihr eigentlich seid. Bitte schickt mir ein kurzes E-Mail und sagt mir bei der Gelegenheit vielleicht auch, was Euch bis jetzt gefallen hat und was Ihr eher zum Gähnen findet. Mein Lieblingsbeitrag bis jetzt war übrigens die Suche nach Puccini 🙂

Ich freue mich auf viele, viele Mails……………..