Was unbedingt dazugehört

Christtag also. Der Heilige Abend ist Geschichte und so wie ich in jeder Hinsicht beschenkt wurde, freue ich mich unbändig auf den nächsten. Nur noch 364 Mal schlafen!

Es gibt vieles, das Weihnachten für uns so besonders macht. Vor allem sind es die Rituale, die wir jedes Jahr zelebrieren und die uns im Falle des Verlustes unrund zurück lassen. Undenkbar, keine Krippe zu haben oder keinen zumindest geschmückten Reisigzweig. Eigentlich muss es ein Baum sein, mit echten Kerzen, selbstverständlich. Und es MUSS ein Spaziergang am Christtag sein.

Um diesen gut einzutakten verlasse ich die gemütliche Bettstatt um 6 Uhr. Das große Familienweihnachtsnachmittagsessen gehört vorbereitet, der Tisch – ebenfalls ziemlich traditionell – zum Glitzern gebracht und außerhalb meiner vier Wände gibt es ja auch noch eine Welt, mit der es sich gehört, zu kommunizieren um die herzlichen Grüße pünktlich an die Männer und Frauen meines Herzens zu bringen. Social Media heißt das heute. Früher hamma telefoniert, würde ich sagen, wenn ich alt wäre. Bin ich aber nicht, deshalb sage ich es auch nicht.

Die Sonne scheint ins Wohnzimmer, verlockend: Beeil Dich, damit Du laaaange spazieren gehen kannst! Raus an die Luft mit Dir! Ich beeile mich, die Töpfe fliegen, hier noch eine Kerze drapiert und dort noch ein schnelles Saucerl angerührt. Man kann sagen, ich übertreffe mich selbst, nur damit ich ausführlich Christtagsspazieren gehen kann.

Endlich ist es soweit. Noch ein paar Leerflaschen zusammenklauben, warm einmümmeln, Autoschlüssel und schon bin ich unterwegs. An der Kreuzung zur Brockmanngasse bleibe ich stehen. Wohin will ich eigentlich? Hinaus aus der Stadt, klar, sonst hätte ich mich ja nicht ins Auto setzen müssen. Stattegg? Nicht schon wieder. Golfplatz? Falsche Schuhe. An die Mur? Langweilig. Hilmteich? Super Idee, da war ich lange nicht. Brav setzt sich mein Auto in Bewegung und wir rollen Richtung Glacis. Inzwischen hat sich die Sonne versteckt, es ist grau in grau und offenbar auch ziemlich windig. 2 Grad. Plus immerhin. Wo ist es denn jetzt schön, frage ich mich? Warm und gemütlich mit anspruchsvollem Unterhaltungsprogramm? Wo warten tolle Bücher, Kerzenlicht und eine Kuscheldecke? Genau: AUF MEINER COUCH! Ich beschließe, mit der Tradition des Christattagsspazierganges zu brechen und blinke mich nach rechts in die Rechbauerstraße. 5 Minuten später bin ich wieder zu Hause und kann mit Fug und Recht als glückliches Wesen bezeichnet werden.

Ich wünsche Euch allen, meinen getreuen Leserinnen und Lesern ein herrliches Weihnachtsfest mit Familie, FreundInnen, Packerln, Kerzen, Kugeln und mit zu vielen Keksen. Und mit dem Mut, alte Traditionen durch neue zu ersetzen: es lebe der Eierlikör!

Ein langweiliger Montagmorgen.

Gestern in der Früh war es so richtig gemütlich, denn ich hatte frei. Was mich nicht davon abhielt, um sechs Uhr aufzustehen und mich genüßlich meinen Urlaubsmorgenritualen hinzugeben. Samt Einkaufsliste für den Interspar. Und ausgiebiger Behübschung vor dem Spiegel.

Um 8.30 war ich soweit. Lippenstift noch und raus bei der Tür.

Ich weiß in der selben Sekunde, dass hier etwas ganz und gar nicht so ist, wie es sein soll. Die Instinkte schlagen zu, unglaublich. Erstarrt zur Salzsäule mit ca. 280 Puls starre ich auf die Wohnungstüre meiner Nachbarn. Sie ist ein Stück weit offen, aber in nicht aufgesperrtem Modus. Und die Zeitungen liegen auch vor der Tür. Nicht normal! Brüllt mein Frühwarnsystem. Geh rein und schau nach, sagt die Mutig. Spinnst Du? fragt die Vorsichtige.

Wie schnell so ein Herz klopfen kann. Ich pirsche mich an. Mit dem Schal drücke ich die Tür ein wenig mehr auf und rufe „Hallo!!!“. Stille. Rückzug. Telefon. A. anrufen. Er hebt nicht ab. E. anrufen. Sie hebt nicht ab. Schnarchnasen!!!! Ich wage mich in die Wohnung und der Blick in die Küche bestätigt: Da war wer, der da nicht sein hätte dürfen. Erneuter Rückzug. Ich hole mir Verstärkung vom 1. Stock. Gemeinsam erforschen wir die Wohnung und ich entschließe mich, den Notruf zu wählen.

Die Polizei ist rasch zur Stelle, vier Mann hoch, ich sage ihnen, dass sie sich den Hund sparen können, denn ich weiß, dass niemand mehr da ist. Nach den Uniformierten sind die KollegInnnen der Spurensicherung dran und hier ein bissl bei der Arbeit zusehen zu dürfen war 1. spannend und 2. lehr- und hilfreich. Weshalb ich meine neuen Erkenntnisse mit Euch teilen möchte.

Mit der Taschenlampe leuchtet der Kommissar penibel im Stiegenhaus vor der Eingangtüre am Boden herum. Er zeigt mir ein kleines Plastikstreifchen, nur mit zusätzlichem Licht ist es überhaupt zu finden. DAS sind die Markierungen, die von den Einbrechern beim Auskundschaften in die Türen gesteckt werden. Sind sie beim nächsten Kontrollgang noch da, ist klar, dass keiner zu Hause ist. Bahn frei für den Einbruch.

Als wäre die verwüstete Nachbarswohnung noch nicht schlimm genug für mich, findet sich leider auch vor meiner Tür ein Blättchen. Das heißt, auch mein Hab und Gut ist im Visier. Blöd aber auch.

Das Beweisstück:

Und jetzt? Bewaffnung bis an die Zähne? Stolperfallen einbauen oder Selbstschussanlagen? Der Kommissar weiß Rat: Er zeigt mir, wie die Einbrecher trotz Sicherheitsschlosses ganz leise und ohne jede Mühe in die Wohnung kommen konnten. Wie das geht, schreibe ich jetzt hier nicht so öffentlich, aber ich schreibe, was man dagegen tun kann: Mein Haus ist ein altes solches. Mit wunderschönen Flügeleingangstüren, deren statischen Teil von innen gesichert werden muss. Entweder mit einem fix im Boden verschraubten Türstopper oder – auf die Schnelle, so wie ich es noch heute tun werde – mit einem Unterlegkeil. Da ist schon viel getan, denn leise geht jetzt nix mehr.

Also schön aufpassen Ihr Lieben, dass Eure Türen gut gesichert sind, denn das Böse ist immer und überall. Schlafen werde ich in den nächsten Wochen wohl nicht besonders gut.

Geschafft – „Krampus reloaded“

Einfach war es nicht.

Sie saßen sich gegenüber:
Der Vertreter der Nikoläuse und unser Krampus. Er hatte sich gut vorbereitet, stundenlang im Internet gesurft, sich mit Kollegen aus aller Welt beraten, ein Coaching in Anspruch genommen und einen Anwalt beigezogen. Kurz gesagt, war er aufmunitioniert bis unter die zotteligen Haarspitzen.

Der Bischof eröffnete die Verhandlung:
Was wollt Ihr?

Wertschätzung, Ehefrauen, Menschen, die sich nicht vor uns fürchten, Kinderaugen, die bei unserem Anblick leuchten.

Hahahahaha! Wie soll das funktionieren?

Naja, unsere inneren Werte stehen wohl außer Frage, aber darauf kommt es doch eh nicht an. Wir brauchen einen optischen Relaunch.

Und wie wollt Ihr aussehen?

Helle Haut, ohne Fell. Das wäre schön. Cappucchinofärbig. So zartbraun halt.

Das ist alles?

Und nicht so gruselige Augen! Frauen stehen doch auf schöne Augen, oder?

Der Nikolaus schaut ratlos.
Das weiß ich jetzt auch nicht so genau, was Frauen gefällt.

Braune Augen hätten wir gerne, sagt der Krampus, so richtig schöne dunkelbraune Knopfaugen.

Ok, das lässt sich machen. Noch etwas?

Ja bitte, sexy rote Lippen noch, ohne dickes Fell rundherum. Mehr wollen wir nicht, denn wenn all diese Wünsche in Erfüllung gehen, sind wir doch wunderschön!

Der Nikolaus nickt bedächtig und verspricht, sich umgehend mit seinen Kollegen zu beraten. Er weiß, diese Vorstellungen der Krampusse sind nicht überzogen. Das ist angemessen, hier kann geholfen werden. Nach einer kurzen Besprechung lässt der Bischof im Sinne eines zukünftigen gedeihlichen Miteinanders seine Beziehungen spielen und ein paar Minuten später sind alle 20.000 Krampusse dieser Welt mit einem grundsätzlich verändertem Erscheinungsbild ausgestattet. Kaffeebraune Haut, rehbraune Augen und leuchtend rote Lippen…

Der Tag danach.

Eine Meldung der Austria Presse Agentur von heute früh: Unzählige enttäuschte Kinder auf der ganzen Welt warteten gestern vergeblich auf den Nikolaus. Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zu erfahren war, sollen die Krampusse in einen eintägigen Warnstreik getreten sein, um die Unterstützung der Nikoläuse bei der Verbesserung ihres Image zu erzwingen. Nähere Details liegen der APA noch nicht vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Während die Pressemeldung sich in rasantem Tempo über den Globus verbreitete, saßen die Nikoläuse unter der Führung des Bischofs in Myra (Türkei) und beratschlagten das weitere Vorgehen. Sollten sie sich erpressen lassen? Sie empfanden es als Skandal, als Anmaßung, dass ihre jahrhundertelangen Begleiter nun plötzlich so etwas wie ein eigenes freundlich besetztes Image wollten! Waren sie vielleicht nicht immer gut zu ihnen gewesen? Durften sie sich nicht baden im Lichte ihrer gütigen Herren? Hatten sie ihnen nicht Sinn und Aufgabe gegeben? Den schiachen Wurschteln! Und der Dank? STREIK! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Undank ist der Welten Lohn, monierten die Nikoläuse selbstmitleidig. Stundenlang drehte sich die Diskussion im Kreis, bis – Ihr erinnert Euch an den Typen mit der Brille aus Havanna? – endlich der konstruktive Vorschlag kam, den Vertreter der Krampusse zu einem Gespräch zu laden, um die konkreten Imageverbesserungsunterstützungsforderungen zu eruieren. Denn eines war allen klar: ohne Krampusse konnten auch die Nikoläuse nicht überleben. Gut und Böse, Licht und Schatten, Ying und Yang, Hund und Katze … oder so ähnlich… und so weiter …

Es war ein zähes Ringen um einen Kompromiss, aber letztendlich siegte die Vernunft, der Vorschlag wurde mit nur einer Gegenstimme angenommen und mein vorgestriger Interviewpartner – der Vorsitzende der IKU (International Krampus Union) – wurde zwecks Terminvereinbarung kontaktiert. Auch wenn so mancher der ehrwürdigen Herren den Untergang des christlichen Abendlandes befürchtete, man muss doch mit der Zeit gehen, nicht wahr? Das Treffen wurde gleich für den 7. Dezember vereinbart, ein traditionell hervorragendes Datum für ein positives Karma. Der Tag, an dem Delaware der erste Bundesstaat der USA wurde, der Libanon seine Staatsflagge erhielt und Angela Merkel die letzten Teilstücke der Bundesautobahn 20 zwischen Tribsees und Greifswald eröffnete! Wenn das kein gutes Omen war!

Das Warten der Nikoläuse

Guten Morgen, guten Morgen! Wie geht’s Euch?
Gut, man wird nicht jünger, ich frage mich immer wieder, ob ich das eigentlich noch will!
Was plagt Dich denn?
Der Arzt sagt Golfarm, ich nenn`s Nikolausarm, die schweren Säcke hinterlassen ihre Spuren! Aber ich will nicht klagen. Und Du Kollege, noch immer innovativ in Lila?
Also mir gefällts. Manchmal gibt’s Verwechslungen mit Kühen, da hatte ich schon ganz lustige Situationen. Bist ja nur neidig, weil Du kein gscheites CI hast.
Burschen, bitte nicht streiten, wir sollen doch heute Frieden und Freude in die Welt tragen! Kann man hier irgendwo einen Kaffee kriegen?

Hi Oida!
Was ist mit Dir? Sind wir auf zwangsjugendlich unterwegs?
Hast Du die Viererbande gesehen? Bevor ich so daherkomme… Außerdem war ich grad in Havanna auf Urlaub, was sagst Du zu meiner Brille.
Ganz ehrlich? Voll cool!

Wie schaffst Du das bloß, immer so elegant auszusehen?
Ich leiste mir schon seit Jahrhunderten einen Shopping Guide. Ist nicht ganz billig, aber es zahlt sich aus. Kann es sein, dass Du zugenommen hast?
Seufz. Ja, leider vergreife ich mich immer öfter an den Geschenken. Meine Therapeutin sagt, das ist normal. Ganz kann ich das nicht glauben. Magst eine Schokolade?

Habt Ihr den Biokollegen gesehen? Der sieht ja furchtbar aus.
Was da wohl passiert sein mag?
Ich denke, das könnte die Klimaerwärmung sein. Und so ganz ohne Stabilisatoren.
Armer Kerl.

Mein Gott, Du bist vielleicht ein erbarmungswürdiger Anblick.
Danke für den freundlichen Hinweis. Was soll ich machen? Ich bin sicherlich heute das letzte Mal hier und das auch nur, um meine Regionen an Euch zu verteilen. Man muss wissen, wann es Zeit ist, aufzuhören!
Ich nehme Dir gerne Russland ab.
Danke, lieb von Dir. Du ich glaube, es geht los. Der Bischof pfeift zum Appell!

Liebe Freunde!
Wie jedes Jahr begrüße ich Euch sehr herzlich zu unserer Nikolausversammlung. In wenigen Minuten starten wir los, um unsere Botschaft in die Welt zu tragen. By the way, wo sind eigentlich die Krampusse geblieben? Die waren doch immer pünktlich!
(Unruhiges Murmeln ist zu hören.)
Nun denn, sie werden schon kommen. Ich habe gehört, dass die Regionen des Biokollegen bereits aufgeteilt wurden. Ein herzliches Dankeschön von mir für Eure Eigeninitiative und ich glaube ich spreche in unser aller Namen, wenn ich Dir, lieber Bioniki, ein baldiges zart schmelzendes Ende wünsche (Applaus.).
Die Krampusse sind noch immer nicht da? Was machen wir jetzt? Warten? Gut, wenn Ihr meint.
Warten wir halt….

Interview mit einem Krampus

Wir treffen uns im Séparée eines bekannten Grazer Kaffeehauses. Ganz gegen meine Blogprinzipien werde ich seinen Wunsch nach Anonymität respektieren, denn schon als wir zur Terminvereinbarung telefonierten, hatte ich das Gefühl, dass dieses Gespräch ein sehr persönliches werden würde.

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Er ist schon vor mir gekommen. In seiner ganzen grauenvollen Pracht sitzt er da, vor sich ein Glas Tee, das intensiv nach Ingwer duftet, vielleicht mit einem Hauch von Zitrone. Am Tisch ausgebreitet liegen die die Zeitschrift „Psychologie heute“ und ein rotes Notizbuch, in das er gerade so vertieft schreibt, dass er mein Eintreffen gar nicht bemerkt.
Forsch trete ich näher und spreche ihn an.

„Guten Morgen! Schön, dass Sie gekommen sind, danke.“

Meine Worte lassen ihn hochfahren, offenbar hab ich ihn erschreckt. Sehr lustig, üblicherweise ist das wohl eher umgekehrt der Fall.
„Ja, ja, ist mir eh nicht ganz leicht gefallen, aber ich dachte mir, dass es vielleicht gut wäre, wenn die Menschen wüssten, wie es uns so geht!“

Uns? Ich frage nach, was er genau meint.

„Ich bin seit 5 Jahren Vorsitzender der IKU (International Krampus Union) mit weit über 20.000 Mitgliedern aus 67 Ländern. Der Vorstand hat mich autorisiert, mit Ihnen zu sprechen, anonym natürlich, denn wir müssen sehr vorsichtig sein.“

Mein Bloggerinnenherz hüpft vor Erwartung im Karree, hier könnte eine spannende Geschichte auf mich warten. „Was sind denn Ihre größten Probleme?“, frage ich neugierig.

„Tja, wo soll ich beginnen,“ seufzt er. „Eigentlich ist es die Akzeptanz. Und die Selbstdefinition. Die Abgrenzung von den Perchten wird auch immer schwieriger. Wissen Sie, dass wir noch unbeliebter sind, als Politiker und Journalisten? Und wen wundert`s? Versuchen Sie doch, eine englische Übersetzung für uns zu finden! Krampus = Muscel cramp (Muskelkrampf, ernsthaft!), devil (Teufel), incubus (Albtraum)….“

Während ich seinen Jammersermon über mich ergehen lasse, betrachte ich den Kerl einmal genau. Der zottelige Kopf mit dem ungepflegten Fall, in dem sich einige Disteln verfangen haben, aus dem braunschwarzen Gesicht leuchten blutunterlaufene, rote Augen und die Zähne sind unbeschreiblich. Dann diese Hände! Grauenvoll, mit viel zu langen, dunkelgrauen Fingernägeln. Wer immer diese Maske produziert hat, darf wahrlich als MeisterIn bezeichnet werden.

„… dabei wollen wir doch auch nur geliebt werde, so wie jedes normale Wesen. Und eine Frau zu finden ist fast…“

Ich falle ihm harsch ins Wort.„Also bitte, mit Verlaub, wann haben Sie das letzte Mal in den Spiegel geschaut? Nehmen Sie die Maske ab und schlüpfen sie aus dem Kostüm, dann ist wohl alles wieder gut!“

Ein tiefes Stöhnen entfährt seiner Brust und gleichzeitig wischt er wütend mit dem Arm über unseren Tisch. Teetassen, Zeitungen, Notizblock, alles fliegt durch den Raum und krachend auf den Boden.

Er beugt sich in meine Richtung und zischt: „Maske abnehmen, ja?“ Mit beiden Händen reißt er an seinem Fell „Das ist keine Maske, was denken Sie denn! Alles echt!“

Ich spüre, wie mir Eiseskälte den Rücken hinunterschauert.

„Bitte sagen Sie das der Welt. Wir wollen nicht mehr die Bösen sein, die zwischen Absperrungen durch die Stadt getrieben werden, weil man sich so vor uns fürchtet. Wir sind lieb! Ein normales Leben wünschen wir uns, das steht uns doch zu, oder nicht?“
Seine Stimme ist in leises Schluchzen übergegangen und mein Mitleid steigt minütlich. Kann man sich das vorstellen? 20.000 verkannte, gefürchtete Wesen?

„Was macht eigentlich der Nikolaus für Euer Image,“ frage ich mitfühlend.

„Nichts. Genau nichts. Der Nikolaus überhöht seine Gutherzigkeit, seine Würde und seinen guten Ruf auf unsere Kosten. Er scheucht uns herum und spielt den Beschützer der Menschheit. Widerlich ist das. Solange es diese Zunft gibt, werden wir unseren schlechten Ruf nie los.“

In dieser Sekunde beschließe ich, zu helfen.
Wir unterhalten uns noch ein paar Minuten und dann eilen wir davon. Jeder mit einer Aufgabe in der Tasche.
Fortsetzung folgt.

Eins, zwei, drei, viele…

Mehr bräuchte ICH persönlich über Mathematik ja nicht zu wissen. Und ich bin in guter Gesellschaft. Nikolaus Harnoncourt hat – ich war live dabei! – gesagt, der viele Mathematikunterricht in unseren Schulen ist echt entbehrlich, die Kinder sollen gscheiter 5 Stunden Klavier pro Woche als Hauptfach haben. Ganz mei Reden, Klavierspielen kann ich nämlich auch nicht, aber das ist eine andere Geschichte.

Meine Herausforderung des letzten Adventwochenendes (ja, das ist eine nachträgliche Geschichte, sorry, aber heuer bin ich nicht ganz so gut organisiert, wie voriges Jahr. Es wird mit Durcheinander in den nächsten Wochen zu rechnen sein. Ich versuche, das Chaos in Grenzen zu halten. Versprochen.) war die Aufteilung oben abgebildeter Keksberge auf 4,5 Personen. Aufmerksame Blog-LeserInnen wissen, dass ich einen Keks-Arm habe, der mir nur niedrige Dienste zubilligt, weshalb meine lieben Gurus ohne mich kneteten, auswalkten, ausstachen, buken. Für mich blieben die auf den ersten Blick anspruchslose Backrohrüberwachung und die Dosenbefüllung. Von wegen! Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich mich vom Trost-Prosecco fern gehalten.
Einfach oder? Ein Berg Kokosbusserln, ein Berg Vanillekipferln, 9 Dosen. Zuerst die Kokosbusserln, gemächlich lege ich jeweils ein Keks reihum in den vorletzten Bestimmungsort seines Erdendaseins. Nach ein paar Minuten ist klar, wenn ich so weitermache werden das Osterkekse. Jetzt zähle ich jeweils 10 auf einmal ab. „Sabine, kannst Du bitte das Blech aus dem Rohr…“ . Wo war ich zuletzt? Ein strenger Blick in die Dosen offenbart, dass eine nachträgliche Zählung sehr schwierig ist. Also noch einmal von vorne. Geschafft. Jetzt die Vanillekipferln, da kann ich mir Verzählereien nicht leisten, die Biester sind eh so empfindlich, wenn man an denen herumklaubt, gibt´s nur Brösel. Also gaaanz vorsichtig. Aber die Gurus sind gnadenlos, ständig lenken sie mich ab, immer wieder muss ich zum Backrohr, Blech raus, Blech rein, Blech raus, Blech rein. Ich bin zunehmend orientierungslos und viel zu stolz, um mir meine Verzweiflung anmerken zu lassen. Selber schuld, wenn die Aufteilung nicht stimmt, denke ich mir und lasse Kipferlfragmente unauffällig in meinem Mund verschwinden.
Geschafft!

Aber es geht weiter. Linzer Sterne, eine Erfindung unserer heurigen Session, wollen ebenfalls versorgt werden. Was hat noch wo Platz, wer braucht eine zusätzliche Dose in welcher Größe? Mit Papier dazwischen oder darf`s nur sortenrein sein? Mit den Keksbergen wachsen auch die Ansprüche, nächste Woche suche ich mir einen Orthopäden, der meinen Arm repariert.

Als ich nach kurzem Verlassen meines Arbeitsplatzes zurückkehre, hat ein guter Geist helfend eingegriffen. Jetzt ist alles ganz leicht!

Ein Adventwunder!

Ich war eine lobende Hirtin.

Mein Onkel ist Direktor einer Musikhauptschule in Kärnten gewesen. Zwischen ihm und mir entspann sich – vor ca. 30 Jahren – folgender Dialog. Er ist kurz, daher lege ich für jedes Wort meine Hand ins Feuer.

„Onkel Peter, ich kann nicht singen, das finde ich furchtbar. Alle hier können singen.“
„Jeder, wirklich jeder kann singen, meine liebe Sabine.“
„Nein, ich kann es nicht.“
„Sing!“
Ich sang.
Onkel Peter: „Es gibt Ausnahmen.“

Wenn heute die gute Fee käme um mich zu fragen, was für einen Teil meines Lebens ich für eine schöne Stimme geben würde, so tät ich grad meine Lust am Kochen eintauschen. Fastfood forever, aber mit Sopran bitteschön! Alt würde ich auch nehmen.

Zurück zu gestern. Mein Ausflug in die adventliche Chormusik begann mit Bewunderung des Ensembles primaTona: 9 Frauen, 1 Kirche, 2 Orgeln und ein richtig schönes vorweihnachtliches Programm rund um die Messe in g-Moll von Rheinberger.

Derart eingestimmt machte ich mich anschließen auf den Weg in die Heilandskirche zum Quempas-Singen. Sagt Euch gar nichts? Banausen! Ich weiß schon seit einer Woche, was das ist! Gemeinschaftliches Singen nämlich und der Titel kommt von Quem pastores laudavere, einem Weihnachtslied aus der frühen Neuzeit.

Die Kirche ist bereits fast bis auf den letzten Platz besetzt, als ich schon fast ein bissl zu spät hineinhusche. Nur auf der linken Seite gibt es noch ein kleines Bankerl, etwas abseits, quer zum Schiff und leer, erstaunlicherweise. Meins! – denke ich und schon habe ich mich ausgebreitet und freue mich über den Glücksfall. So muss ich nicht mitten unter Menschen sitzen und als die ersten Töne erklingen, wähne ich mich im Paradies. Ich darf singen. Laut und falsch, aber wurscht. Hunderte geübte Stimmen, unterstützt durch die kraftvolle Orgel, lassen mein begeistertes Geträller vollkommen untergehen. Sogar mein Winter-Lieblings-Gassenhauer „Schneeflöckchen-Weißröckchen“ steht am Programm, ich bin im 7. Himmel. Und betroffene Sitznachbarn gibt es – vorerst – keine. Leider kommt dann mit geraumer Verspätung ein Mann daher und schaut mich so freundlich an, dass ich ihn in meine Bankerl-Schutzzone lasse. Mein Revier allerdings, weshalb er mich aushalten muss samt meinem Gebrüll aus voller Kehle. So schön war es, danke liebe G. für`s Überreden! Nächstes Jahr nehme ich Euch alle mit, dann besetzen wir 5 Bankreihen und ich bin in der Mitte und darf wieder ganz laut singen, ja?

G. ist es auch, die mich danach mit sanfter Gewalt zu sich nach Hause zum Adventsingen mitnimmt. Ich bekomme eine rote Lieder-Mappe in die Hand gedrückt und ein Glas Rotwein. Die nächsten zweieinhalb Stunden werde ich keinen Ton von mir geben, ich werde mitlesen, versuchen zu verstehen, was „Oktavieren“ heißt, und mich einfach nur wundern, wie schön vier Frauen mit geübten Stimmen singen können.

Gute Fee, ich WARTE!

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Thema: Adventblog 2018, ja oder nein?

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Warum heißt der Tennisarm Golfarm, wenn es sich doch um einen Mausarm handelt und ausschließlich ich arm bin?

Es war heuer irgendwann im August. Das weiß ich, weil ich auf Urlaub in Kärnten war und dort Topfen kaufte, um meinen beleidigten Ellbogen wieder auf den Pfad der uneingeschränkten Einsatzfähigkeit zu bringen.

Was war geschehen? Diese Frage stellte mir mein Hausarzt Anfang Oktober und ich konnte sie nicht beantworten. Ob ich stundenlang Holz geschlichtet hätte oder exzessiv Kirschen entkernt? Die Ursache blieb und bleibt im Dunkeln, die Diagnose steht im Titel dieses Beitrags. Der schulmedizinische Therapieansatz: Dehnen, dehnen, dehnen, chemische Pulverln schlucken, kühlen (vorzugsweise mit gefrorenen Erbsen) und mit Schmerzgel einreiben. Demütig und für meine Begriffe ausgesprochen konsequent hörte ich auf die Empfehlungen. Wer mir nicht glaubt kontrolliere den Kühlschrank an der Uni. Da gibt es Erbsen im Eisfach.

Der Oktober ging dahin, die Schmerzen im Ellbogen blieben, nun liebevoll begleitet von einem durch die Dehnübungen überlasteten Handgelenk. Die Heilpraktikerin meines Vertrauens stellte die Therapie um: dehnen, dehnen, dehnen, pflanzliche Pulverln schlucken, kühlen (vorzugsweise mit Topfen) und mit Arnica-Creme einreiben.

Nur Mut! – dachte ich mir vorige Woche, also Mitte November, und rief meine letzte Hoffnung an, die mir sofort Audienz gewährte und sich mit stoischer Miene meine Leidensgeschichte schildern ließ, an deren Ende meine flehentliche Bitte um Akupunktierung stand. Bedächtig wackelte sie mit dem Kopf, beugte sich über ihren Schreibtisch in meine Richtung und stellte fest: „Das hilft gar nichts. Ich hatte das gleiche Problem wie du. Monatelang.“ Sie bewegte sich noch ein Stückchen mehr in meine Richtung und senkte die Stimme. „Das sind Viren. Da hilft nur eines. Die musst du kochen.“

In Sekundenbruchteilen zog mein Leben an mir vorbei. Ich sah mich in einem Hinterzimmer der Praxis in einem Kochtopf verschwinden, um wenig später schmerzfrei aber tot mein Dasein im Jenseits fortzusetzen. „… mindestens 60°, zwei Mal im Tag …“ – langsam drang ihre Stimme wieder in mein Bewusstsein. Meine Erleichterung kann man sich vorstellen, vielleicht sollte ich mein Bild von den TCM-Heilungsmethoden überdenken. Stoisch nahm ich die Details des Virenermordungsplans entgegen, auch der gefürchtete Tee ist natürlich mit dabei und der Diätplan, eh klar. Die kleine Version nur, aber immerhin. Zucker? Alkohol? Obst? Alles gestrichen für die nächsten zwei Wochen. Ich werde einfach ein paar Lorbeerblätter in mein Ellbogenkochwasser geben, dann habe ich zumindest morgens und abends eine gute Suppe!