Das bedeutet, liebe männliche Mitleser, dass ich einen flammenden Appell an Euch richten muss: Bitte nicht weiterlesen. Einfach Augen zu und Fenster schließen, oder umgekehrt. Wirklich, dieses Thema heute geht Euch nichts an und betrifft Euch auch nicht. Zumindest kenne ich keinen Mann, der meine Zeilen auch nur ansatzweise verstehen würde. Daher tut Euch doch den Gefallen und klickt Euch weg :-).
So, und jetzt zu meiner Geschichte, naja, eigentlich ist es ja gar keine Geschichte, sondern eine Beschreibung. Vielleicht auch eine beschreibende Geschichte? Egal welches Mascherl ich mir aussuche, das Desaster würde zwar einen Namen verdienen, hat aber keinen, glaube ich. Ihr merkt möglicherweise schon, dass mir die Angelegenheit etwas peinlich ist, aber was sein muss, muss sein, daher komme ich jetzt auf den Punkt: Ich mag mein Auto. Nein, Liebe auf den ersten Blick war es nicht, aber wir haben uns sehr gut aneinander gewöhnt und die zuverlässige Treue meines Skoda Roomstar weiß ich überaus zu schätzen. Fragt mich nicht nach dem Baujahr oder wie viele PS mir zur Verfügung stehen, um wie das Amen im Gebet Strafmandate in 30er-Zonen abzuräumen (… der Weg zum Golfplatz…). Ich kann mit der Farbe dienen: Schwarz.
Wenn ich mich ins Auto setze kann es öfter vorkommen, dass irgendetwas am Fahrersitz herumliegt. Sofern es sich nicht um etwas schon länger Vermisstes handelt, wird es einfach nach hinten geworfen. Räum ich dann eh später weg. Das denke ich mir offenbar schon länger, denn als ich gestern zwei Passagiere mitnehmen wollte, stand ich plötzlich vor der peinlichen Situation, dass ich nicht wusste, wo diese denn Platz finden würden. Das gibt`s doch nicht, dachte ich mir, dieses Fahrzeug ist ein Fünfsitzer (ich staune auch immer wieder, was für Wörter ich kenne), da muss doch Platz für drei Personen sein und begann mit einer Autoinventur. Dies bedeutet jetzt nicht, dass – worauf der Begriff Autoinventur hinweisen würde – die Inventur automatisch passierte, sondern, dass ich eine Bestandsaufnahme der in meinem Skoda mehr oder weniger freiwillig mitgeführten Gegenstände vornahm. Schon die erste, kurze Sichtung brachte Erstaunliches zu Tage und am Schluss war dann natürlich ganz klar, warum schon zwei Passagiere zu einem echten Problem werden können.
Ein Sitzplatz ist durch mich besetzt. Als Beifahrer fungierten gestern meine riesige Bade- und die weniger große Handtasche, am Boden stand eine in einer Schachtel gut gesicherte Punschtorte. Hinter mir residiert mein Golfbag. Immer, von April bis November. Ich liebe das leise Klappern der Schläger und außerdem wüsste ich nicht, wo ich es sonst lagern sollte, so ist es perfekt. Die Inventur ergab des Weiteren auf der Rückbank: eine Regenjacke samt passender Hose, ein knallpinkes ärmelloses wattiertes Dings, den frisch gefüllten Flachmann, der eigentlich ins Golfbag sollte, aber die zu überwindenden 20 Zentimeter seit Wochen nicht von alleine schafft und ein Plastiksackerl mit Nachschub-Bällen. Am Boden purzelt das neu erstandene Verbandspackerl herum, ich muss es schließlich im Fall des Falles schnell zur Hand haben. Auch die Warnwesten, das ist selbstredend. Die Walkingstöcke liegen auf der Rückbank quer. Das ist ihrer Sperrigkeit geschuldet, da kann ich wirklich nichts dafür.
Natürlich könnte man sie in den Kofferrraum geben, aber da wohnt das Golfwagerl. Immer, von April bis November. Mein Versuch, Wagerl und Stöcke gemeinsam zu lagern, endete fast in einem Hilferuf an die Freiwillige Feuerwehr zwecks Bolzenschneidereinsatzes, denn die Ineinanderverkeilung war unvorstellbar. Immer dabei ist die große Plastikkiste mit Golfequipment. Sie beherbergt so essentielle Gegenstände wie die alten Golfschuhe aus 2005 (ich bin auf Notfälle gerne vorbereitet), einige Luftbälle (unbenützt), zwei kaputte Handschuhe, lose herumliegende Tees, Taschentücher-Packerln, ein undefinierbares großes Plastikdrum (es könnte sich um einen Regenschirmhalter handeln, aber wenn es so wäre, würden wichtige Teile fehlen) und vorsichtshalber ein paar Bälle. Dann wäre da noch der weiße Papiersack mit den beiden Fonduetöpfen, die ich mir von einer Freundin für den Heiligen Abend ausgeborgt hatte. Als kleines Dankeschön sollte in dem Sack auch irgendein Goodie sein, vorsichtshalber schau ich dort nicht mehr hinein, aber ich glaube ohnehin, dass es nichts Essbares war. Hoffentlich. Es gibt noch einen zweiten Papiersack, etwas kleiner, mit leerem Plastikgeschirr á la Tupperware unbekannter Herkunft und interessanterweise einer handgestrickten, ockerfarbigen Socke. Diese gehört mir definitiv nicht, ich bitte die Besitzerin, sich zu melden.
Dazu kommen noch 3 kleine und 1 große im ganzen Auto gleichmäßig verteilte Mineralwasserflaschen, alle der Marke „Halbleer“ (oder „Halbvoll“, je nach aktuellem Weltbild) zugehörig und im Kofferraum ein aufgerissenes 6-er-Tragerl mit verbleibenden fünf ungeöffneten Flaschen.
Eigentlich könnte ich die Inventur jetzt für beendet erklären, wenn da nicht meine Terrae incognitae wären, Ihr wisst schon, diese beiden Fächer seitlich links und rechts im Kofferraum. Ich bin mir sicher, Alexander von Humboldt hätte seine helle Freude gehabt, aber vielleicht findet sich jemand, der die Courage aufbringt, mit mir gemeinsam Licht ins Dunkel dieser unerforschten Ecken zu bringen. Ich bin ein mutiger Mensch, behaupte ich halt mal so, aber auch ich habe meine Grenzen.
Bin ich die einzige Frau, deren Auto wie ein fahrender Keller daher kommt? Echt jetzt, diese Frage beschäftigt mich wirklich. Ich bitte meine Leserinnenschaft um zweckdienliche Hinweise, auch Therapievorschläge bzw. praxisorientierte Ratschläge zur Chaosbeseitigung sind sehr willkommen!
Zum Schluss noch eine mir persönlich ausnehmend wichtige Klarstellung für jene unter Euch, die mich nicht so gut kennen: meine Wohnung ist praktisch immer in einem Zustand, der es erlauben würde, die Queen zum Tee einzuladen, nur für den Fall, dass in der Hofburg grad nicht aufgeräumt ist. ICH müsste mich jedenfalls nicht genieren. Aber sollte Elizabeth II. mein Auto brauchen, so müsste ich sie wohl leider an den nächsten Taxistand verweisen.