Mitte Jänner 1362. Zwei Tage lang wütet die Sturmflut und reißt tausende Menschen in den Tod. Ganze Inseln versinken in der Nordsee, die Küstenlinie verändert sich für immer. Bei Spaziergängen im Watt findet man heute noch Tonscherben als Zeugen der Zerstörung von damals. 1634 wiederholt sich das Grauen, wieder brechen die Deiche, Mensch und Tier sind den tobenden Wassermassen hilflos ausgeliefert. Eine Ahnung davon, wie es gewesen sein könnte, erlebt Hamburg im Jahr 1962, als über 300 Tote zu beklagen sind.
Dithmarschen ist ein Landstrich in Schleswig-Holstein, der von Wasser umgeben ist: Nordsee, Eider, Nord-Ostsee-Kanal, Elbe. Im wesentlichen entsprechen die Grenzen den alten Gaugrenzen aus der Zeit Karls des Großen. Es ist ein überaus fruchtbares Land, das sich allen Begehrlichkeiten rundum immer kämpferisch entgegen stellte. Doch die größten Herausforderungen waren und sind das Wasser und der Wind beziehungsweise die oft unheilbringende Kombination von beidem. 57.000 Hektar Land wurden der Nordsee allein im Landkreis Dithmarschen bislang abgerungen, der Großteil davon in den letzten 500 Jahren. Flur-und Ortsnamen mit der Endung „koog“ – eingedeichtes Land – weisen darauf hin, z.B. Friedrichskoog oder Speicherkoog. Geschützt vom Deich, der die gesamte deutsche Nordseeküste entlang verläuft, floriert die Landwirtschaft, vor allem Kohl gedeiht in der mit Sedimenten angereicherten Erde. Pferde- und Rinderzucht sowie zahllose Windräder, die das Land energieautark machen, prägen das Landschaftsbild.
Mensch und Tier gegen die See hin zu schützen, hat sich zu einer eigenen Wissenschaft entwickelt. In früheren Zeiten half man sich durch die Errichtung von sogenannten Warften, kleinen Erdhügeln, auf denen die Behausungen errichtet wurden und die noch überall zu sehen sind. Deiche gibt es seit Jahrhunderten, aber ihre Weiterentwicklung ist überlebensnotwendig und ausgeklügelt. So bevölkern zahllose Schafe diesen Verteidigungswall und sorgen durch ihr Gewicht für die Befestigung des Erdreichs. Das Fleisch dieser Salzwiesenlämmer gilt als Spezialität und wird teuer gehandelt. Der Schlafdeich bildet einen zweiten, innenliegenden Schutzwall. Beständig muss gebaut und erhöht werden, der Klimawandel mit dem prognostizierten Ansteigen der Meeresspiegel ist eine große Herausforderung.
Was für ein wunderschönes, raues Land mit liebenswerten, gastfreundlichen Menschen. Mein inniges Dankeschön gilt Toni und Roelof, die mir unvergessliche Tage bereitet haben. Ihr Wissen um Dithmarschen und die große Freude, mit der sie mir ihre Heimat gezeigt haben, war zutiefst bereichernd! Sie machen es mir wahrlich nicht leicht, morgen nach Süden aufzubrechen Auf bald, Ihr beiden!



















