Emotionale Überlegungen zur Hochzeit

C.fragte mich unlängst, warum ich denn befürchte, auf der Hochzeit Tränen
vergießen zu müssen, ich würde mich doch wohl freuen, oder? So etwas kann echt nur ein Mann fragen. Schon mal was gehört von Freudentränen? Von Tränen aus Rührung? So eine Hochzeit ist tränentechnisch gesehen eine echte und ernste Herausforderung, darüber darf man sich nicht lustig machen.

Den ganzen Tag über lauern Fallen, beginnend bereits ganz  in der Früh im Badezimmer, wo die aus dem Radio schallenden morgendlichen Bach´schen oder Telemann´schen Barocktrompeten die Festlichkeit des Tages zart erahnen lassen. Wie schön! Schluchz! Hier ist noch nicht viel Schaden angerichtet, denn die eventuell schon aufgetragenen
Verschönerungsschichten können problemlos erneuert werden. Dann der Friseur. Anna ist wunderbar einfühlsam. Sie wird mich anstrahlen und fragen, wie ich mich fühle, an diesem großen Tag? Wie lieb von ihr! Schluchz! Ich erinnere bitteschön
an die Vorbereitungen zu meinem 50. Geburtstag, als ich beim Friseur unter
Anteilnahme aller anwesenden Damen die Rede übte und jedes Mal an der gleichen Stelle in Tränen ausbrach? Bis wir dann gemeinsam die Stelle entschärft hatten!
Apropos Rede. Nein, dazu später, sonst muss ich nämlich jetzt gleich…

Der nächste überaus gefährliche Augenblick wird der Anblick des Bräutigams sein. In seinem superschicken Maßanzug wird mein superfescher Sebastian das Lächeln seines Lebens lächeln und ich werde – erraten – zerfließen in sämtliche Bestandteile. So viel Prosecco kann ich gar nicht trinken, dass hier nicht eine Dehydrierung droht. Soll ganz gefährlich sein für ältere Menschen! Und dann die Braut. Lisa wird in überirdischer Schönheit auf Sebastian zuschweben im wunderbarsten aller jemals gewobener Hochzeitskleider und die Sängerin wird singen und niemand wird sie hören. Weil die Mutter des Bräutigams laut schluchzt. Na, merkt Ihr langsam, dass mein Problem kein kleines ist?  

 

Kurzer Ausflug zu einem anderen Thema, der allerdings doch in Bezug steht zum derzeitigen Untertitel dieses Blogs

Wenn ich mich so umsehe und -höre komme ich zu dem Schluss, dass eine überaus ernst zu nehmende Menge an Menschen in meinem Umfeld Intervall fastet, soll heißen 16 Stunden nix isst und dann 8 Stunden schon. Es wird Zeit, dazu Stellung zu nehmen, denn es gibt einen Aspekt, der bislang völlig unberücksichtigt gelassen wurde: was passiert eigentlich mit den Nichtintervallfasterinnen und Nichtintervallfastern? Oder moderner ausgedrückt, was macht das mit uns Unbelehrbaren, 24 Stunden lang alles Essbare in unsere geschundenen Körper Hineinstopfenden, gründlich mit Alkohol aller Art Nachspülenden, nächtlich den Kühlschrank Plündernden, zum Frühstück Spaghetti Kochenden und dem Grundsatz Hörigen, dass Schokolade IMMER geht? Offenbar ist es unbestritten, dass IVler_innen ein tägliches Feuerwerk an Zellerneuerung erleben dürfen, sich ihre Falten wie von Zauberhand glätten, lästige, überschüssige Kilos für immer dahinschmelzen, der Fitnesslevel explosionsartig steigt, vom Endorphinspiegel ganz zu schweigen. Das heißt, Brüder und Schwestern in der Disziplinlosigkeit, wir werden demnächst umzingelt sein von schlanken, bestens gelaunten, faltenlosen, superfitten und pumperlgesunden Schönheiten, die niemals altern. Eine von mir ins Leben gerufene Selbsthilfegruppe, die sich „DAGEGEN, denn wir sind zu schwach“ nennt, trifft sich das nächste Mal um 02.00 Uhr in der Früh, also in finsterer Nacht, beim KEPAB-Standl am Dietrichsteinplatz, um konspirativ weiter nach Antworten auf die beiden oben gestellten Fragen zu suchen. Neue Mitglieder sind sehr willkommen! Inzwischen frönen wir weiter der 24-Stunden-Dackel-Diät, das heißt, wir essen alles außer Dackel und das immer. Macht zumindest glücklich!

Und weiter geht es mit der Warterei

Auch wenn es blogtechnisch gesehen ziemlich unkommentiert passiert ist: Meine Warterei auf das Auto und den Sommer ist erledigt und kann mit „hat sich ausgezahlt“ resümiert werden.

Jetzt warte ich auf das absolute Highlight. Sebastian und Lisa machen mich am 10. August zu einer echten Schwiegermutter, was ich großartig finde. Wer mich kennt weiß, wie schwer es mir fällt, meine überbordende Organisationsfreude im letzten Winkel meines Schrankes – dort wo die Skiunterwäsche wohnt – zwischenzuparken, um das junge Glück nicht in voreheliche Turbulenzen zu stürzen. Lisa muss nicht sagen: „Kannst du BITTE Deine Mutter einbremsen!!!“ und Sebastian muss NICHT antworten: „Was soll ich machen, sie ist halt so.“ Denn was dann folgen würde wissen alle, die jemals in einer Beziehung gelebt haben. Also halte ich mich nobel zurück, gebe auch keine guten Ratschläge und kümmere mich fast ausschließlich um meine eigenen Hochzeitsvorbereitungen: Friseur. Kleid. Schuhe. Lippenstift. Tasche. Taschentücher. Taschentücher. Taschentücher. Noch völlig ungeklärt ist nämlich, wie ich die emotionale Komponente dieses großen Tages in den Griff bekomme. Als Mutter des Bräutigams ist man in der gesellschaftlichen Hierarchieordnung einer Hochzeit eh ziemlich sehr weit unter der allgemeinen Aufmerksamkeitsschwelle, aber mit roter Nase und bis zum Kinn verschmierter Wimperntusche will niemand in die Fotoannalen eingehen. Es gibt Frauen, die können stundenlang heulen und sehen trotzdem super aus. Ich sehe nach zweiminütigem Weinen aus, als hätte ich stundenlang geheult. Was also tun?

Lösungsansatz 1: Nicht heulen.
Lösungsansatz 2: Alles so vorbereiten, dass es keiner merkt, wenn ich heule.

Fortsetzung folgt.

Weiterlesen auf eigene Gefahr, aber es winkt ein Preis für die bis zum Ende Durchhaltenden. Ein ungeplanter Preis!

Es folgt die Gründonnerstags-Liveübertragung aus dem Kopf einer Reindling-Bäckerin, Beginnzeit 06:35 Uhr. Lesemodus: sehr schnell.

Ich muss heute anfangen, sonst krieg ich Stress. Wo ist der Zettel mit „wer welchen“ kriegt? Ah, da. Also zwei Große, einer davon ohne Rosinen, drei kleine, nein Blödsinn, vier Kleine. Aber die Ls haben heuer Besuch, die werden mit einem kleinen nicht auskommen. Vier Kleine und drei Große. Wenn ich jetzt schnell arbeite, könnten sich am Vormittag zwei Große und zwei Kleine ausgehen. Voriges Jahr war der Große für Wölfnitz ein bissl zu klein, ich könnte ja mehr Teig nehmen und mit einem ganz Großen anfangen und einen mittleren Kleinen dazu machen. Außerdem hab ich ja noch die winzige Form, wäre doch nett, bei jeder Runde einen Fuzzikleinen abzuzweigen. Eins nach dem anderen. Zuerst das Mise en Place, wo sind die Formen? Wieso bitte habe ich zwei ganz gleiche Gugelhupfe? Es ist eiskalt hier, das mag der Germteig gar nicht, es ist sehr unökologisch, mit dem Backrohr die Küche zu heizen, aber egal…

Kaffee. Irgendwo hab ich einmal gelesen, dass es gut für den Teig ist, wenn man Kaffee kocht, wahrscheinlich wegen der Wärme und der Luftfeuchtigkeit…

Schön lässt er sich schlagen. Ich hätte doch die Heizung anwerfen sollen, hoffentlich geht er gut…

Ich schau jetzt nicht mehr hinein, bis das Gschirrhangerl einen Buckel macht, alle 2 Minuten, das ist kontraproduktiv, er geht eh brav. Wenn ich dann die erste Runde in den Formen habe, könnte ich doch eigentlich gleich den nächsten Teig ansetzen. Dann hab ich morgen mehr Luft, oder ich könnte morgen noch zusätzliche Kleine machen, vielleicht freuen sich ja die Ks, wenn ich einen mitschicke. Die gefüllte Butter kann ich jetzt nicht anfangen, es ist zu warm in der Küche. Werden drei Rollen genug sein? Eine halbe ohne Rosinen, hoffentlich vergesse ich das nicht. Ist es zu heftig, wenn die Rosinen über Nacht in Rum baden? Dann lassen sie sich allerdings schwer schneiden…

Ah, es kommt der Buckel!

Jedes Jahr denke ich mir, es ist viel besser, schön langsam, Einen nach dem Anderen zu machen. Nicht die doppelte Menge. Schaut nicht so schlecht aus, aber so richtig schön auch nicht. Gedanken von Frauen, die in überfüllte Backrohre starren.

Lchen sagt grad, sie hätte statt dem Reindling lieber gefärbte Eier. Wo war noch mal meine Liste. Was heißt das jetzt. Natürlich, dass ich jetzt doch Eier färben werde und außerdem wird es einen Kleinen weniger geben. Drei Große, davon einer ohne Rosinen und drei Kleine. Drei Kleine ist ganz blöd, allerdings könnte ich die Differenz auf vier mit Fuzzikleinen ausgleichen, zum Beispiel für I. und C und Frau F….

Einen könnte ich noch ansetzen. Dafür nur die halbe Menge jetzt, also die ganze für einen Großen….

Na, bitte, geht ja. Im wahrsten Sinn des Wortes. So schön!!!!

Und rein in die Form mit Dir, Du Feiner. Das ist allerhöchste Osterreindlingbackkultur. Wäre allerhöchste Osterreindlingbackkultur. Wenn ich nicht den Zimt vergessen hätte. Das darf überhaupt nicht wahr sein. Der Trost „merkt eh keiner“ funktioniert hier leider gar nicht, weil es ALLE merken werden. Und mit Recht motschkern. Auch Rettung durch nachträgliches Zimtaufstreuen ist undenkbar. Abstreiten wäre eine Möglichkeit. „Da ist genug Zimt drinnen, mehr passt nicht zum Schinken“, könnte ich sagen und meine Schwindelgesichtsröte hinter der hochgehaltenen Dirndlschürze verstecken. So mach ich es! Oder die Ls kriegen den Mitohnezimtreindling. Nein, das wäre gemein. Das Mangelexemplar jenen unterzujubeln, die mit den Kärntner Bräuchen nicht so vertraut sind, ist unter meiner Würde.

Ob man wohl von außen sieht, dass hier eine entscheidende Zutat fehlt? Ich meine: ja.

Aber was wäre mit dieser Lösung: ich gebe den armen, ungewollt Zimtlosen frei für Euch. Wer sich als erstes bei mir schnell – bis morgen früh – meldet, bekommt das Prachtexemplar geschenkt!

ENTSCHIEDEN!

Ich hatte letztens – siehe unten – angekündigt von jenem Gespräch zu erzählen, dass mir die Entscheidung ganz leicht machte. Ein mir nahestehendes männliches Familienmitglied fühlte sich bemüßigt, mir im Rahmen eines unserer Sonntagmorgentelefonate, zu erklären, worauf ich beim Autokauf zu achten hätte.

Das klang so:
„Du weißt, was am wichtigsten ist, wenn Du Dich für ein Auto entscheiden musst?“

Ich kenne die Person schon sehr lange und nahm Haltung an. Links die Kaffeetasse, rechts der Telefonhörer, nein Blödsinn, nicht der Hörer, natürlich das ganze Telefon, damit hatte ich ausreichend Gegenstände zum Festhalten, denn ich wusste genau, was jetzt kommen würde und bürstete mich auf Kampf. Er würde mir etwas von Sicherheit erzählen und von dieser Steuer, die sich auf den Motor bezieht, warum auch immer. Dann würde er von Preis-Leistungs-Verhältnis reden und über Tests in Automagazinen, vielleicht auch noch über Bremswege und Einparkhilfen. Auf Deutsch: eine technische Belehrung stand an und darauf hatte ich gar keine Lust. Achja, und natürlich würde ich mir anhören müssen, wie unvernünftig es sei, ein nagelneues Auto zu kaufen. Aber ich musste durch, je schneller desto besser.
Und schon legte er los:

„Du musst auf Dein GEFÜHL achten!“ – ich hielt das Telefon vor meine Nasenspitze und starrte es fassungslos an. Da kennt man einen Menschen ein Leben lang und glaubt, genau zu wissen, wie er tickt und dann so etwas. 1. April vielleicht, nein, das war ein Tag zu früh. Macht er sich über mich lustig?

„Setzt Dich ins Auto und höre in Dich hinein. Es muss sich gut anfühlen. Seit ich mir den … gekauft habe, freue ich mich jeden Tag, wenn ich ihn sehe! Gefällt Dir der C.? Dann nimm ihn doch einfach! Es ist keine Vernunftentscheidung!“

Ja, genau. Er hat Recht. Und ich bin weisheitstechnisch gesehen um Jahre gealtert. So ist das also mit den Männern und ihren Autos. Ich wusste es nicht, aber die Puzzlesteine in meinem Kopf purzeln zu einem Bild, das einleuchtend ist und mir die Welt der fahrbaren Untersätze sehr schlüssig neu erklärt. Am nächsten Morgen gehe ich zum Händler und schlage zu. Ich kaufe mir ein neues Auto, ganz frisch aus der Fabrik, so frisch, dass es noch gar nicht existiert, sondern erst gebaut werden muss, weshalb die Wartezeit sechs Wochen beträgt. Es ist total unvernünftig und fühlt sich großartig an. DANKE PAPA!

Vernunft oder Lustig? Vernunft oder Lustig? Vernunft oder Lustig?

Die erste Probefahrt meines Lebens also. Der historische Moment wird begleitet durch ein Familienmitglied in direkter Linie, das geduldig neben mir sitzt und sich mein begeistertes Gequietsch anhört. Ich klappe natürlich als erstes den Kosmetikspiegel nach unten (sehr enttäuschend: ist ohne Beleuchtung!), tippsle am Display herum, erfreue mich an den vielen sehr ungewohnten Knöpfen und Drehschaltern, was daran liegt, dass meine letzten Pferde alle irgendwie aus dem gleichen Stall kamen, auch wenn sie so unterschiedlich im Design waren wir Kuh und Schwein und Huhn. So drehen wir fröhlich eine kleine Runde an deren Ende ich zwar noch keine Kaufentscheidung treffen kann – das würde meinem Verhaltensmuster diametral entgegenlaufen – aber zufrieden damit bin, immerhin eine Probefahrtentscheidung geschafft zu haben! Das ist schon viel, ehrlich! So geht der Montag einem entspannten Ende entgegen.

Eine meiner Lieblingskolleginnen will am nächsten Morgen – Dienstag – wissen, wie es denn gewesen sei gestern. Ich komme ein bisserl ins Schwärmen und sie meint, ein Franzose würde als Neuer gut zu mir passen. Aber ich kann doch nicht gleich den erstbesten Dahergefahrenen nehmen?!

Muss ich auch nicht, denn bereits am Mittwoch ist das nächste Blind-Date am Programm, diesmal in Begleitung meiner technisch sehr versierten Freundin B, in der Folge HKWB (hochkompetente weibliche Begleitung) genannt. Der am Ende des Tages offenbar schon etwas unmotivierte Heiratsvermittler teilt mir als erstes mit, dass dieses Exemplar 4 Zylinder hätte und nicht 3. In mein ob dieser für mich so unglaublich relevanten Information bass erstauntes Schweigen platzt HKWB mit der Frage, welche Auswirkungen dies auf die Nova hätte. Welche Nova, denke ich mir und dann brauch ich nix mehr zu sagen, weil sie macht das jetzt schon. Genial, wie der Verkäufer langsam zu sich kommt und mit schiefgelegtem Kopf was dazulernt. Recht so. Dann fahren wir los. Es ist ein sehr vernünftiges Auto. Solide. Gut ausgestattet. Wir bummeln Richtung Golfplatz, sehr gemütlich, und tratschen und tratschen und schon sind wir wieder beim Händler. Tschüss, war nett.

Und jetzt? Ich hatte mir ja – mich seit mehr als einem halben Jahrhundert gut kennend – vorgenommen, mich nach den zwei Probefahrten zu entscheiden, weil sonst würde ich nie zu einem Ende finden, man darf mir nicht zu viel Auswahl bieten. Mitten in meine grüblerischen, abendlichen Selbstgespräche „Vernunft oder Lustig, Vernunft oder Lustig, Vernunft oder Lustig“ … platzt wieder einmal eine Beraterstab-Intervention. Ich höre mir an, was der Herr zu sagen hat und Ihr erfährt demnächst den Inhalt dieses ultimativ entscheidenden Gesprächs.

Wochenendruhe und die Entscheidung ist so weit weg wie der Südpol

Ein sonntagmorgendliches Telefonat mit einem respektablen und erfahrenen Mitglied meines mittlerweile schon sehr ansehnlichen Beraterstabes erweitert meinen Horizont. Das ist autotechnisch gesehen bei mir nicht besonders schwierig, weil ich mich – wollten wir es küchentechnisch betrachten – nach wie vor auf Eierspeisniveau befinde. Die sehr einseitige Fachsimpelei ist durchaus interessant, der Spaßfaktor endenwollend, aber alles, was mich meinem Ziel, vor der Tür wieder einen zuverlässigen fahrbaren Untersatz vorzufinden, näher bringt, ist willkommen. Ich fasse den Entschluss – freut Euch nicht zu früh, Ihr habt noch lange nichts überstanden! – genau zwei Autos Probe zu fahren. Nicht mehr und nicht weniger. Mit der Frage, welche Finanzierungsvarianten mir zur Verfügung stehen, habe ich mich bislang noch nicht wirklich beschäftigt, das ist auch nicht notwendig, denn es wird natürlich ein Leasingauto werden. Sehr zufrieden damit, wenigstens eine Entscheidung getroffen zu haben, freue ich mich auf die neue Woche.

Montag früh flattert ein E-Mail in mein Postfach. Samt einer Excel-Liste mittels derer mir detailgetreu vorgerechnet wird, dass Leasing ein echter Blödsinn ist. Ich komme mir vor, wie beim Mensch ärgere dich nicht, wenn ein gegnerischer Sechser das rote Manderl direkt vor der Garage zurück an den Start katapultiert. Gut, dann eben kein Leasing. Erst mal Probefahren, ans Zahlen muss ich noch nicht denken.

Des Samstags 2. Teil

Es ist unglaublich, wie viele Autohäuser es gibt, die sich in der Regel – nicht alle! – mit ausgedehnten Anlagen, beeindruckenden Fensterfronten und riesigen Parkplätzen präsentieren. An unserer nächsten und somit dritten Station ist die Hölle los. Über die ausgestellten Fahrzeuge kann ich nicht viel sagen, denn es gibt Frühstück mit allem Drum und Dran. Wir entscheiden uns für die Modelle Spiegelei, Espresso, Semmerl, Nutella… unsere Erschöpfung ist wie weggeblasen. Kundschaft werde ich keine werden, aber dieser Händler hat ein wohlwollendes Plätzchen in meiner Erinnerung mehr als verdient.

Nach der dringend einzustufenden Pause schaffen wir frisch gestärkt und guten Mutes die paar hundert Meter zum nächsten Händler, wo wir einen neuen Verkäufertyp kennenlernen. Marke: überfordert, patzig, megagestresst und arrogant auch noch. Ich hatte ihn hier unlängst schon zitiert („Dieses Basismodell haben wir nie lagernd, da gibt es keine Nachfrage. Niemand will so etwas haben.“). Wenn er wenigstens meinen HKMB (für nicht regelmäßige BlogleserInnen: meine hochkompetente männliche Begleitung) erfreut hätte und ein bissl mit sich handeln hätte lassen! Aber nix da. Fixpreise. Eh schon alles so billig. Und außerdem muss es mir doch etwas wert sein, wenn das Dach eine andere Farbe hat, als die restliche Karosserie. Der Hinweis auf dieses ästhetische Highlight überzeugt mich endgültig von der Inanspruchnahme der Möglichkeit des geordneten Rückzugs. Wir werden hier niemandem fehlen.

Aber eigentlich hat mir das Modell gut gefallen. Gibt es das vielleicht noch andernorts mit mehr Verhandlungsbereitschaft? Dr. Google weiß Rat und wir wechseln den Stadtteil, um – zumindest für heute – einen letzten Autoumkreisungsversuch zu wagen. Ich mache es kurz: keine neuen Erkenntnisse. Die Sirene heult 12 Uhr, die Grazer Autohäuser schließen ihre Pforten und ich kann mich jetzt in Ruhe bis Montag in der Früh von meiner Überforderung erholen.

Dachte ich. Ein klassischer Fall von Irrtum. Autokaufen ist nämlich wie Verliebt sein, das lässt sich auch nicht einfach abstellen, nur weil Wochenende ist. Coole Erkenntnis, oder?

1 Tag, 5 Autohäuser, viele Erkenntnisse und keine Entscheidung

Der Samstag beginnt durchaus ansprechend. Um 9 Uhr werde ich abgeholt und sehr komfortabel zur ersten Station unserer Tour de Auto kutschiert. Neben der hochkompetenten männlichen Begleitung, in der Folge HKMB genannt, steht mir zumindest zu Beginn auch noch eine tapfere Freundin zur Seite, die es danach leider vorzieht, uns zu verlassen und brunchen zu gehen, was wiederum bedeutet, dass die emotionalen Aspekte des Vorhabens von mir alleine getragen werden müssen.

Die erste Erkenntnis: es ist schon super, wenn an einem Auto Räder dran sind und das viele Plastik obendrüber schön glitzert. Wer braucht schon eine Klimaanlage? Eine Frau in den Wechseljahren ist sowieso ausreichend mit ihren inneren Temperaturschwankungen beschäftigt und wenn es heiß ist, kann sie ja die Fenster runterkurbeln. Schön, so nostalgisch. In meiner Ente hatte ich auch kein Radio! Und frei sprechen können wir doch alle seit unserem 2. Lebensjahr ohne entsprechende Einrichtung, oder?

Auf der Flucht nach draußen entdeckt meine Freundin sowas kleines, süßes Weißes, kindchenschemauslösendes. Ganz lieb steht es da, als ob es auf mich gewartet hätte, fast schon herzig. Putzig. Alle meine vorher eh nicht definierten Kriterien sind erfüllt, außer… Mir fällt ein, dass ich extra den Golftrolly als Kinderwagenersatz mitgebracht habe, denn mein nächstes Auto wird hoffentlich Enkelkinder transportieren. Nicht, dass sich dadurch jemand unter Druck gesetzt fühlt, nein, nein, nein, das ist keineswegs meine Absicht, aber ich finde es wahnsinnig wichtig, alle Eventualitäten der nächsten Jahre gut in die Kaufentscheidung einzubeziehen. Und es könnten ja Zwillinge werden, also müssen die Platzverhältnisse entsprechend angemessen sein. Der wirklich nette und kompetente Verkäufer runzelt ein wenig die Stirne, als wir beginnen, den dreckigen Trolly in den nigelnagelneuen Kofferraum zu stopfen. So geht es nicht, aber vielleicht aufgestellt? Und wenn ich die Abdeckung entferne? HKMB wuselt nach vorne und kippt einen Teil der Rückbank um. Passt. Im Zwillingsfall müsste also ein Kind vorne sitzen, damit kann ich leben. Und mein altes Auto täten sie auch eintauschen. Ich bin sehr zufrieden, als wir die erste Station hinter uns lassen. So kann es weiter gehen!

Nun zur Cliffhangerauflösung: nur noch zu zweit suchen wir jenes Autohaus auf, das mich am Freitag nicht einmal ignoriert hatte. Selbstbewusst mit ein bissl Pretty Woman im Hinterkopf (wer erinnert sich nicht an die Szene in der Boutique?) folge ich HKMB in den Verkaufsraum. Na, was glaubt Ihr, was passiert? Sofort steht der Chef persönlich da, bietet uns Kaffee und Prosecco an und eine sofortige Probefahrt, 50% Rabatt sowieso und freie Farbwahl? Oh nein! Diesmal ist es nicht der Lehrling, der sich meines Anliegens annimmt, sondern sein Urgroßvater, welcher auf die erste etwas tiefer gehende Frage – hat dieses Modell einen Saugmotor oder einen Turbo? – patzig mit „Ich bin kein Techniker“ kontert. Aus. Für immer ist diese Marke gestorben.

Schon leicht erschöpf ziehen wir uns zur Beratung zurück. Wohin jetzt? HKMB hat eine Idee, die sich schon 10 Minuten später als perfekt herausstellen wird!

Weiter geht die wilde Jagd

Freitag, 22.3.2018.
Auf dem Weg zum Golfplatz lege ich einen spontanen Schlenkerer zu einem renommierten Autohändler ein, der ohnehin für den nächsten Tag auf meiner Marathonliste steht. Ich will wissen, wie es einer Frau ergeht, wenn sie sich so ganz alleine in eine Männerdomäne wagt, denn als solche empfinde ich restlos alles, was mit Autos in Verbindung zu bringen ist. Mutig parke ich meinen ramponierten und nicht ganz sauberen Skoda direkt vor der Tür und betrete erstmals die heiligen Hallen mit dem Effekt, nicht einmal ignoriert zu werden. Die Gleichung ist wohl folgende: Schlawutzrig aussehende Frau in den Fünfzigern mit nicht nennenswertem Auto und vor allem ohne Mann = kein Beuteschema für Autoverkäufer (ohne Binnen I). Ich schleiche um ein rot glitzerndes Ausstellungsexemplar herum und bin eigentlich schon sauer, als sich der Lehrling heranpirscht und sich nach meinen Wünschen erkundigt. Immerhin. Leicht versöhnt weihe ich ihn in meine Unwissenheit ein, aber schnell stellt sich heraus: ich mag unwissend sein, aber er kennt sich gar nicht aus. Nix wie raus da, ich fliehe in sichere Gefilde.
Wie ich im gleichen Autohaus am nächsten Tag behandelt wurde, als ich mit einem respektablen Fahrzeug und einem ebensolchen Begleiter erschien, ist demnächst hier zu lesen.

Cliffhanger :-)!