Exkurs über Aggressionen und deren mögliche Ursachen anhand eines praktischen Beispiels

Ein trüber Montagmorgen in Graz. Nicht ahnend, welches Unheil sich über mir zusammenbraut, fahre ich zu einer Freundin, um ihr 7 x 12 Flaschen Murauer Bier zuzustellen, die es nämlich vorige Woche beim Interspar im Angebot… Egal, ich merke, dass ich abschweife, denn es ist schmerzhaft, das Erlebte jetzt noch einmal aus den Tiefen des Unterbewusstseins zu holen.

Schwungvoll fahre ich also im Retourgang in die Einfahrt, als ein Geräusch, das im Sinne einer lautmalerischen Nachvollziehbarkeit hier einfach als „Kläscher“ beschrieben sein muss, mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ich blicke nach links und sehe sie da stehen in ihrer ganzen schmucklosen grauen Hässlichkeit.

Meines Wissens nach ist das Thema noch vollkommen unerforscht, aber vielleicht dienen meine Überlegungen jetzt ja als kleiner Anreiz für eine Bachelorarbeit an einer Fachhochschule. Denn eigentlich betrifft es – fast – ALLE von uns. Wer noch nie friedlich im Auto sitzend aus dem Hinterhalt von einer aggressiven Säule attackiert wurde, möge sich bitte bei mir melden. Danke.

Es ist mir schon das dritte oder vierte Mal passiert und das ist doch Anlass genug darüber zu sinnieren, warum scheinbar statische, üblicherweise durchaus nützliche Bauelemente Aggressionsschübe bekommen, die sie an Autos auslassen. Rückspiegel abreißen. Ganze Seitenfronten zerkratzen. Stoßstangen demolieren. Schäden verursachen, die richtig teuer sein können. Und dann so einfach dastehen, als ob nichts gewesen wäre, damit man sich letztendlich auch noch vorwerfen lassen muss, nicht Autofahren zu können. Aber diesmal habe ich eine Zeugin! Dagi saß neben mir, sie hat alles live miterlebt.

Jedes notorische Fehlverhalten hat eine Ursache. Wobei wir hier ja nicht von immer ein und derselben Säule sprechen, sondern quasi von einem weltweit beobachtbaren Muster. Die Ursache liegt m.E. im kollektiven Säulen-Gedächtnis, denn der Mensch hat ihnen ihre Würde genommen. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit waren sie liebevoll gestaltete Stilelemente, sogar mit Namen ausgezeichnet – dorisch, ionisch, korinthisch… Und heute? Kennt jemand noch eine Säule mit geschlossenem Papyrusbündel-Kapitell? Nein? Seht Ihr! Heute sind sie im besten Fall wenigstens nicht mit grauenhaften Graffits versehen. Das ist ein bissi wenig an Würde, die geblieben ist, nach einer jahrtausendelangen Tradition der liebevollen Gestaltung, oder? Da kann man schon mal aggressiv werden! Daher mein Appell an alle aktuellen und zukünftigen ArchitektInnen: nehmt Euch der Säuen an, gebt ihnen um der AutofahrerInn willen ihre Würde zurück, BITTE! Und – sind wir uns ehrlich – schöner für`s Auge wäre es ja auch. Stellt Euch das mal vor, korinthische Säulen in Tiefgaragen. Ahhhhh…..

Sehr geehrte Frau Göritzer!

In Ihrem Blogbeitrag vom 10. Oktober beschuldigen Sie meine Mandantinnen und Mandanten des unerlaubten Eingriffes in Ihre Privatsphäre durch bewusste und mutwillige Verunbrauchbarung ihrer Jeans und Röcke, in der Folge Garderobe genannt. Ich setze Sie hiermit darüber in Kenntnis, dass ich – sollten Sie diese Behauptung weiterhin aufrechterhalten – im Namen meiner Mandantinnen und Mandanten Klage auf Unterlassung einbringen werde. Tatsache ist, dass meine Mandantinnen und Mandanten nicht bewusst und mutwillig Ihre Garderobe verunbrauchbarten, sondern vielmehr durch Ihren übermäßigen Lebenswandel dazu quasi gezwungen wurden, weshalb wir uns weitere rechtliche Schritte jedenfalls vorbehalten.

Mit freundlichen Grüßen
Mag. Kalo Rie

Ungebetene Besucher im Kleiderschrank

Voriges Wochenende habe ich meinen Kleiderschrank umgestellt. Jede Frau weiß, dass diese Formulierung nicht bedeutet, ich hätte meinen Schrank von A nach B geschoben – was übermenschlich bzw. höchst aufwändig und mit Umbaumaßnahmen verbunden gewesen wäre, nennt sich der meine doch „begehbar“ – sondern wir sprechen von jener mehr oder weniger geliebten oder ungeliebten Handlung, die in unseren Breiten jahreszeitlich bedingt üblicherweise im Oktober und im April stattzufinden hat.

Die langen, wallenden, figurumschmeichelnden seidigen Gewänder, die herrlich leichten weiten Hosen und duftigen Blusen, die Pullover, die nie angezogen werden, sondern nur zur Zierde sanft über Schultern liegen, all die zarten Träume in hellen Farben, sie dürfen nun in den wohlverdienten Winterschlaf.

Was zum Vorschein kommt ist ein dunkelbraunblaugrauschwarzer dicker Pampf. Vorsichtig hole ich Stück für Stück aus der Sommerfrische zurück und wundere mich darüber, welche Seltsamkeiten ich besitze. Die Modeschau beginnt. Was passt noch? Als ich in die erste Hose schlüpfe, stelle ich entsetzt fest, dass sie wieder da waren. Alle Maßnahmen, Lichtschranken, Duftsprays, Holzkugeln, Tretminen – nichts hat geholfen. WARUM? Und warum IMMER ich? WARUM?

Es handelt sich um Verdrängung, denn natürlich weiß ich, dass sie da waren. Man hört sie ja. Leise zwar, aber doch. Es ist ein ganz bestimmtes Fiepen, wie ein zartes Zwitschern, so wie sie sich eben benehmen, wenn sie sich freuen. Außerdem hinterlassen sie Spuren. Den ganzen Sommer über waren feine Fäden zu finden und immer wieder habe ich mich gefragt, wieso sie ihren Dreck nicht selber wegräumen, wenn sie mich schon so ärgern.

Wir kennen diese alten Filme, in denen die Burgfräuleins sich vor dem Kamin versammeln, um gemeinsam zu sticken. Genau so beschaulich, nur ohne Kamin, ist`s während der warmen Jahreszeit in meinem Kasten. Da sitzen sie gemütlich auf den Jeans, jede mit ihrem süßen kleinen Nähzeug und es wird fröhlich gewerkelt. Ein bissl enger nähen um die Hüfte, ein paar Zentimeter um die Mitte gehen auch noch. Und da! Seht Ihr den Rock? Ja, ja, ein weites Feld an Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Das Motiv? Ich nehme an, Rache. Für all die herrlichen Eisbecher, Vino rosso di Bluzzo, Käse, Steaks, frisches, knuspriges Brot… Das Rezept gegen die Unruhestifter im Schrank ist einfach: Kräutertee, Magertopfen, gedünsteter Fisch und ab und zu eine Erbse als Beilage. Dann sind diese Kalorien schnell verschwunden und suchen sich ein anderes Opfer! Einzelberatungen sind jederzeit bei mir buchbar. Vor allem angesichts der ersten Schokonikoläuse, die ich soeben im Geschäft entdeckt und tapfer nicht mit nach Hause genommen habe 🙂

Es schnuppt so schön…

Ich weiß immer genau, wo ich in den letzten Jahren so um den 15. August herum war. Wir kennen ja alle diese menschlichen Erinnerungs-Haltegriffe bei besonderen Ereignissen der Weltgeschichte. Oder wer weiß nicht genau, was er gerade machte, als das erste Flugzeug in den Twin Tower geflogen wurde? Als Lady Diana starb? Jörg Haider? Anwar as-Sadat? Nun ist der Sternschnuppenregen Mitte August nicht unbedingt als ein Moment zu betrachten, der die Welt (weder im Großen, noch im Kleinen) verändert. Da gibt es den Kometen Swift-Tuttle, der normalerweise nicht einmal zu sehen ist, – die AstronomInnen wissen trotzdem, dass es ihn gibt – und der so ambitioniert durch das Universum flitzt, dass er unterwegs Staubfuzzel verliert. Wenn diese dann auf unsere Erdatmosphäre treffen, bringen sie die Luftmoleküle zum Leuchten. Soweit so gut.

Nachdem ich heuer zufällig zu dieser Zeit in Klagenfurt war, und bekanntlich die ehrenwerte Tochter des ehrenwerten Ehrenpräsidenten der Kärntner Astronomischen Vereinigung bin, dachte ich mir: das nützt Du jetzt mal aus, um Dein Wissen über Sternschnuppen etwas zu verbreitern. Der Herr Präsident hat sich sofort zu einer Sonderführung auf der Sternwarte überreden lassen, zumal durch die Anwesenheit von Neffen L. und seinem Kumpel G. mit erhöhter Aufmerksamkeit zu rechnen war, die von Tochterseite her schnell eine endenwollende sein kann.

Mit der Sternwarten-Idee waren wir nicht ganz alleine. Gefühlte 100 Interessierte, samt interessierten Hunden und interessierten Babys (man kann nicht früh genug mit Bildung anfangen) hatten mit Einbruch der Dunkelheit die 150 Stufen in luftige Höhen bewältigt und drängten sich auf der Plattform rund um das Teleskop. Ein guter Querschnitt von allem, was Gottes Tiergarten zu bieten hat – sicht-, hör- und riechbar: Gscheite und blöde Fragen an den erklärungsbereitwilligen Astronomen, Geschubse rund um das Außenfernrohr, fröhliches Getratsch, gelangweiltes Gähnen, ein völlig inhomogener bunter Haufen.

Und dann, mit der ersten gesichteten Sternschnuppe, wurden aus uns plötzlich kleine Kinder, die mit offenen Mündern nach oben blickten, gebannt und irgendwie beglückt, gemeinsam einer Faszination erliegend, die rational nicht nachvollziehbar ist. Wünsche flogen in den Nachthimmel und man konnte nicht aufhören, in die Unendlichkeit zu starren in der Hoffnung, noch mehr zu sehen. Auch wenn die Nackenmuskulatur schon nach einem mobilen Therapeuten verlangte. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr, auch wenn die Bedingungen nicht so ideal sein werden: Am 15. August 2019 ist Vollmond!

Was ich heuer mitgenommen habe: 10 Sternschnuppen mit ebensovielen Wünschen, ein unerwartetes, inspirierendes Gespräch über meinen Lieblingsphilosophen Epikur und die Einsicht mit dem Blick nach oben und nach unten: Spannend, dieses Universum und spannend, diese Erde, als winzig kleiner Teil des großen Ganzen und dennoch alles, was wir haben 🙂

Es fliegt, es fliegt, es fliegt … ein…

Brütendheiße Großstadttage (ja, ich weiß eh, aber sagma halt so) verleiten auch bergscheue Wesen wie mich zu Ausflügen in luftige Höhen. Nahe liegt der Grazer Hausberg, Schöckl oder seltener auch Schöckel genannt, mein Berg 1. Wahl, denn er schmückt sich mit einer technischen Aufstiegshilfe, Gondel genannt.

Nun ist es ja so, dass ich unter Flugangst leide (bitte nicht weitersagen, ist ein bissl peinlich). Dazu gehört fast jede Art der Fortbewegung, bei der meine Füße festen Boden verlassen müssen und mein Körper in eine Höhe befördert wird, die die Zweimetermarke – also die maximal ungefährliche Absturzposition – überschreitet. Das Betreten einer Gondel oder das Besitzen eines Sessellifts fällt also definitiv in die Kategorie Flugangst, der ich mich aber tapfer stelle, wenn die Alternativen schlicht und ergreifend zu anstrengend sind. Schöcklbesteigung bei 35° im Schatten kommt genau so wenig in Frage, wie mit Skiern einen Berg HINAUF zu gehen. Weil schließlich will ich ja nur HINUNTER fahren und außerdem weiß eh jeder, wie gefährlich Skitouren sind.

Komm auf den Punkt, Sabine. Wenn ich noch wüßte…? Genau: ich wollte Abkühlung und nahm daher den Bus nach St. Radegund, um von dort aus den Schöckl heimzusuchen. In diesen Bus stieg – auf Höhe LKH – ein perfekt wandermäßig gestylter Mann ein, der nicht dem gängigen Bild eines Busbenutzers entsprach, sondern eher dem eines frisch dem Tourismus-Werbeprospekt entsprungenen Bergfex. Sein wirklich abartig großer Rucksack löste in mir allerlei Phantasien aus. Jakobsweg? Aber der ist doch eher in der Obersteiermark, oder? Weitwanderer? Vielleicht hatte er einen Unfall, ist im Krankenhaus gelandet und kann nun gesundet weitermarschieren? Als ich dann an der Talstation noch mehrere solche Monsterrucksackmänner herumwuseln sah, fiel der Groschen. Paragleiter! Der wandelnde, oder besser fliegende Alptraum für mich. Wie kann man nur so leichtsinnig mit seinem Leben umgehen? Ein wenig Stoff, mit dem Körper irgendwie verbunden, soll reichen, durch die Lüfte zu schweben?

Ich beschloss, mir diesen Wahnsinn aus der Nähe anzusehen und stapfte dem Rucksackrudel hinterher zum Abflugplatz, der bevölkert war wie eine innerstädtische Eisdiele während der laufenden Hundstage. Lauter hoffnungsvolle meist junge Männer und einige wenige sehr junge Frauen, stürzten sich mithilfe des böigen Windes über eine steile Wiese in den überraschenderweise bewölkten Himmel. Auch zwei Tandemflieger waren dabei. Ich ging in mich um zu überlegen, für wie viel Geld ich für so etwas Gewagtes zu haben wäre. 25.000,- Euro müsste man mir geben, dann würde ich mit dem Leben abschließen und springen. Eigentlich arg, wie wenig mir mein Leben wert ist :-).

Manche Schirme waren schon Minuten nach dem Start kaum mehr zu sehen, weil entweder so hoch oben oder so weit weg. Meine Adrenalinschübe bei jedem einzelnen Manöver waren grausam, ich googelte „Erste Hilfe bei Unfällen mit Paragleitern“ und bekam als Ergebnis eine veritable Liste mit Absturzberichten. Mit zitternden Knien ließ ich mich auf einem Felsen nieder und beschloss, so lange zu bleiben, bis ich verstand, was ich sah.

Thema: Stricke. Es ist ein unvorstellbares Geknäuel und Gewurschtel, das die Flugwilligen aus ihren Rucksäcken kramen.

Ich muss zugeben, dass es beindruckend war, dabei zuzusehen, wie in ganz großer Ruhe entwirrt, geschlichtet und zurechtgezupft wurde. Langsam klärte sich auch das Rätsel, wie der Schirm samt Stricken mit dem Körper verbunden wird. Man steigt in so eine Art Gestell, wobei ein sehr seltsam aussehender halberter Schlafsack hinter dem Köper leer nach unten und ein Notschirm in einem kleinen Rucksack oben am Rücken hängen. Vor der Brust hatte mein Beobachtungssubjekt ein kleines Cockpit, darauf montiert ein Handy und irgendwelche beeindruckenden anderen elektronischen Kasterln. Und überall baumeln Karabiner, in denen die Stricke befestigt werden. Dann begibt man sich aus der Vorbereitungsposition vor zum Start. Der Schirm wird schön ausgebreitet und es beginnt das Warten auf die richtigen Windverhältnisse. Dabei standen die meisten mit dem Rücken zum Abgrund und für mich sahen die Stricke noch immer nicht vertrauenswürdig aus. Plötzlich eine Drehung, ein paar Schritte schon fast ins Leere und…. er fliegt! Jetzt erschließt sich auch die Sinnhaftigkeit des halben Schlafsacks, in den sich der Flieger nämlich hineinlegt. Das sieht dann direkt sehr gemütlich aus, dient aber, wie ich später erfahren sollte (siehe unten), ausschließlich dazu, den Reibungswiderstand zu minimieren.

Nach gut einer Stunde mache ich mich auf den Weg in Richtung Tal – mit dem Gefühl, etwas gelernt zu haben und nicht wissend, dass mir im Bus nach Hause mein Monsterrucksackmann von in der Früh eine Nachhilfestunde in Sachen Flugtheorie geben würde. Nun weiß ich, dass Thermik am Gras festkleben kann und das finde ich doch ziemlich erstaunlich, dass ich ohne dieses essentielle Wissen so alt werden konnte. Daraus resultiert ein Vorhaben für meinen Urlaub: in Kleinkirchheim das Gras am Waldrand nach festklebender Thermik absuchen. Bericht folgt. Versprochen.

Blogeintrag – diesmal ausnahmsweise ohne Foto und nur für Frauen!

Das bedeutet, liebe männliche Mitleser, dass ich einen flammenden Appell an Euch richten muss: Bitte nicht weiterlesen. Einfach Augen zu und Fenster schließen, oder umgekehrt. Wirklich, dieses Thema heute geht Euch nichts an und betrifft Euch auch nicht. Zumindest kenne ich keinen Mann, der meine Zeilen auch nur ansatzweise verstehen würde. Daher tut Euch doch den Gefallen und klickt Euch weg :-).

So, und jetzt zu meiner Geschichte, naja, eigentlich ist es ja gar keine Geschichte, sondern eine Beschreibung. Vielleicht auch eine beschreibende Geschichte? Egal welches Mascherl ich mir aussuche, das Desaster würde zwar einen Namen verdienen, hat aber keinen, glaube ich. Ihr merkt möglicherweise schon, dass mir die Angelegenheit etwas peinlich ist, aber was sein muss, muss sein, daher komme ich jetzt auf den Punkt: Ich mag mein Auto. Nein, Liebe auf den ersten Blick war es nicht, aber wir haben uns sehr gut aneinander gewöhnt und die zuverlässige Treue meines Skoda Roomstar weiß ich überaus zu schätzen. Fragt mich nicht nach dem Baujahr oder wie viele PS mir zur Verfügung stehen, um wie das Amen im Gebet Strafmandate in 30er-Zonen abzuräumen (… der Weg zum Golfplatz…). Ich kann mit der Farbe dienen: Schwarz.

Wenn ich mich ins Auto setze kann es öfter vorkommen, dass irgendetwas am Fahrersitz herumliegt. Sofern es sich nicht um etwas schon länger Vermisstes handelt, wird es einfach nach hinten geworfen. Räum ich dann eh später weg. Das denke ich mir offenbar schon länger, denn als ich gestern zwei Passagiere mitnehmen wollte, stand ich plötzlich vor der peinlichen Situation, dass ich nicht wusste, wo diese denn Platz finden würden. Das gibt`s doch nicht, dachte ich mir, dieses Fahrzeug ist ein Fünfsitzer (ich staune auch immer wieder, was für Wörter ich kenne), da muss doch Platz für drei Personen sein und begann mit einer Autoinventur. Dies bedeutet jetzt nicht, dass – worauf der Begriff Autoinventur hinweisen würde – die Inventur automatisch passierte, sondern, dass ich eine Bestandsaufnahme der in meinem Skoda mehr oder weniger freiwillig mitgeführten Gegenstände vornahm. Schon die erste, kurze Sichtung brachte Erstaunliches zu Tage und am Schluss war dann natürlich ganz klar, warum schon zwei Passagiere zu einem echten Problem werden können.

Ein Sitzplatz ist durch mich besetzt. Als Beifahrer fungierten gestern meine riesige Bade- und die weniger große Handtasche, am Boden stand eine in einer Schachtel gut gesicherte Punschtorte. Hinter mir residiert mein Golfbag. Immer, von April bis November. Ich liebe das leise Klappern der Schläger und außerdem wüsste ich nicht, wo ich es sonst lagern sollte, so ist es perfekt. Die Inventur ergab des Weiteren auf der Rückbank: eine Regenjacke samt passender Hose, ein knallpinkes ärmelloses wattiertes Dings, den frisch gefüllten Flachmann, der eigentlich ins Golfbag sollte, aber die zu überwindenden 20 Zentimeter seit Wochen nicht von alleine schafft und ein Plastiksackerl mit Nachschub-Bällen. Am Boden purzelt das neu erstandene Verbandspackerl herum, ich muss es schließlich im Fall des Falles schnell zur Hand haben. Auch die Warnwesten, das ist selbstredend. Die Walkingstöcke liegen auf der Rückbank quer. Das ist ihrer Sperrigkeit geschuldet, da kann ich wirklich nichts dafür.
Natürlich könnte man sie in den Kofferrraum geben, aber da wohnt das Golfwagerl. Immer, von April bis November. Mein Versuch, Wagerl und Stöcke gemeinsam zu lagern, endete fast in einem Hilferuf an die Freiwillige Feuerwehr zwecks Bolzenschneidereinsatzes, denn die Ineinanderverkeilung war unvorstellbar. Immer dabei ist die große Plastikkiste mit Golfequipment. Sie beherbergt so essentielle Gegenstände wie die alten Golfschuhe aus 2005 (ich bin auf Notfälle gerne vorbereitet), einige Luftbälle (unbenützt), zwei kaputte Handschuhe, lose herumliegende Tees, Taschentücher-Packerln, ein undefinierbares großes Plastikdrum (es könnte sich um einen Regenschirmhalter handeln, aber wenn es so wäre, würden wichtige Teile fehlen) und vorsichtshalber ein paar Bälle. Dann wäre da noch der weiße Papiersack mit den beiden Fonduetöpfen, die ich mir von einer Freundin für den Heiligen Abend ausgeborgt hatte. Als kleines Dankeschön sollte in dem Sack auch irgendein Goodie sein, vorsichtshalber schau ich dort nicht mehr hinein, aber ich glaube ohnehin, dass es nichts Essbares war. Hoffentlich. Es gibt noch einen zweiten Papiersack, etwas kleiner, mit leerem Plastikgeschirr á la Tupperware unbekannter Herkunft und interessanterweise einer handgestrickten, ockerfarbigen Socke. Diese gehört mir definitiv nicht, ich bitte die Besitzerin, sich zu melden.

Dazu kommen noch 3 kleine und 1 große im ganzen Auto gleichmäßig verteilte Mineralwasserflaschen, alle der Marke „Halbleer“ (oder „Halbvoll“, je nach aktuellem Weltbild) zugehörig und im Kofferraum ein aufgerissenes 6-er-Tragerl mit verbleibenden fünf ungeöffneten Flaschen.

Eigentlich könnte ich die Inventur jetzt für beendet erklären, wenn da nicht meine Terrae incognitae wären, Ihr wisst schon, diese beiden Fächer seitlich links und rechts im Kofferraum. Ich bin mir sicher, Alexander von Humboldt hätte seine helle Freude gehabt, aber vielleicht findet sich jemand, der die Courage aufbringt, mit mir gemeinsam Licht ins Dunkel dieser unerforschten Ecken zu bringen. Ich bin ein mutiger Mensch, behaupte ich halt mal so, aber auch ich habe meine Grenzen.

Bin ich die einzige Frau, deren Auto wie ein fahrender Keller daher kommt? Echt jetzt, diese Frage beschäftigt mich wirklich. Ich bitte meine Leserinnenschaft um zweckdienliche Hinweise, auch Therapievorschläge bzw. praxisorientierte Ratschläge zur Chaosbeseitigung sind sehr willkommen!

Zum Schluss noch eine mir persönlich ausnehmend wichtige Klarstellung für jene unter Euch, die mich nicht so gut kennen: meine Wohnung ist praktisch immer in einem Zustand, der es erlauben würde, die Queen zum Tee einzuladen, nur für den Fall, dass in der Hofburg grad nicht aufgeräumt ist. ICH müsste mich jedenfalls nicht genieren. Aber sollte Elizabeth II. mein Auto brauchen, so müsste ich sie wohl leider an den nächsten Taxistand verweisen.

Haaaallooooo!

So schwer ist das ja wirklich nicht. Schau halt einfach genau! Mein Gott, wie patschert ist diese Frau, jetzt wäre sie fast auf mich draufgestiegen. Stakst da minutenlang zwischen den Blumen herum und sieht mich nicht. DANN HOL HALT EINEN SCHLÄGER, DAS MACHT ES LEICHTER. Ah, ja, sie schnappt sich den Pitcher und fängt mit genauerer Wiesendurchforstung an. Eigentlich bin ich mir gar nicht sicher, dass ich gefunden werden will, unsere gemeinsame Zeit war bisher nicht sehr erfreulich. Glauben Sie mir, es ist kein Vergnügen, ständig zwischen den Brennnesseln oder in dem, was so euphemistisch “temporäres Wasserhindernis“ heißt, zu landen. Ekelhaft, dieser Gatsch. Bis vor ein paar Stunden war ich mit einem Singlehandicaper unterwegs, das reinste Vergnügen, sage ich Ihnen. Dann patzt der Depp und ich lande bei dieser blonden Tussi. Wissen Sie, dass die am Golfplatz singt, wenn sie alleine unterwegs ist? Komplett durch den Wind, die Frau. Haaaaalllooo, hier bin ich!!!! Na, endlich. Geht ja. Wieso schaut sie mich so grantig an? Das mit der blonden Tussi wird sie doch nicht gehört haben? Was macht sie jetzt???? So wird das nichts, sie steht in Richtung Teich, die Fahne ist ganz woanders … sie wird mich doch nicht absichtlich … HILFE! … ich kann nicht schwimmen … Blubbbbbb….

Frühling.

Montagmorgen. Eigentlich wollte ich ein paar Worte zu den Montagsmonstern verlieren, aber der Tag ist einfach zu schön.
Daher wünsche ich Euch allen einen wunderbaren Wochenstart mit dem für mich schönsten aller Frühlingsgedichte, verfasst von Eduard Mörike im Jahr 1828.

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
— Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab‘ ich vernommen!

Neulich im Keller

Mein Kellerabteil befindet sich genau gegenüber der Mülltonnen. Den ganzen Winter über war ich mit folgendem Phänomen konfrontiert: Bei der 2x-wöchentlichen Mistsackerlentleerung hörte ich aus dem kleinen holzverkleideten Verließ leises, metallisches Klappern, manchmal klang es, als würde jemand kichern. Wenn ich die Türe öffnete, war da nichts als kühle Stille.

Vorgestern hat es mir gereicht. Ganz ohne Müll schlich ich mich vorsichtig auf Zehenspitzen an. Die Atmosphäre war ruhig und duster, es roch angemessen muffelig. Meine Geduld wurde nicht lange strapaziert.

„Hallo, bist Du da?“ piepst eine leise, vorwitzige Stimme.

„Natürlich, wo soll ich denn sonst sein.“ Die Antwort kommt prompt und unwirsch.

„Na immerhin bist Du der Einzige von uns mit Rädern!“

Da kann nur mein Golftrolly gemeint sein, sonst gibt es in meinem Keller definitiv nichts mit Rädern. Und die Piepsstimme gehört dann wohl dem Pitcher, ein vorlauter, mich immer mit seiner Eigenwilligkeit nervender Schläger. Unberechenbar und launisch.

Pitcher: „Wenn ich Rollen hätte, wäre ich längst von hier geflüchtet.“

Trolly: „Das geht nicht, Du kommst nicht allein über die Stiege hinauf und selbst wenn, wäre an der Haustür Schluss mit Ausflug.“

Das 7er-Eisen mischt sich ein: „Du bist immer so negativ. Ich versteh unseren Pitchy, wir lungern hier seit Juli herum, keiner kümmert sich um uns.“

„Ja mei,“ seufzt das 4er mit tieftrauriger Stimme „was soll ICH sagen? Mich hat sie seit JAHREN nicht aus dem Bag geholt.“

„Wen wundert`s“, entgegnet der Pitcher „du hast schon so eine depressive Ausstrahlung.“

Ein sonores Machtwort des Drivers erklingt. „Hört doch auf, Ihr Jammerlappen. Golfschläger wollt Ihr sein? Schaut mich an! Gequält und schlecht getroffen seit Jahrzehnten. Habe ich mich jemals beklagt?“

Lautes Gelächter bricht aus. Der Putter mischt sich ein. „Du Angeber! Hast Du vergessen, wie es Dir erging, als sie Dich vor zwei Jahren nach dem 1. Abschlag im Steinfeld ins Gebüsch geworfen hat, mitten in die Brennnessel? Du warst wochenlang nicht ansprechbar und sie musste eine Trainerstunde nehmen, um Dich wieder zu beruhigen. Ich weiß übrigens, dass sie darüber nachdenkt, Dich auszutauschen.“

„Du bist so gemein, das stimmt sicher nicht! Da bist Du eher gefährdet, Du warst doch schon alt, als sie mich gekauft hat!“

Ich mache mir langsam Sorgen um den Frieden in meinem Bag, denn wenn die Schläger streiten, wird die Spielerin ihres Lebens nicht mehr froh. Forsch öffne ich die Kellertüre und verkünde: „Morgen hol ich Euch hier raus, dann geht es auf die grüne Wiese und ich verspreche Euch, dass NIEMAND ausgetauscht wird.“

Ein leises Kichern durchbricht die schlagartig eingetretene Stille, ich erkenne das 9er.
„Schnauze“, pfaucht der Driver. Und schon herrscht wieder Ruhe. Das wird eine lustige Golfsaison!

Am Autowaschplatz

Zu den Alltagstätigkeiten, mit denen Frau immer wieder konfrontiert ist, gehört die Pflege des fahrbaren Untersatzes. Ich gebe es zu: es ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Aber spätestens, wenn der ÖAMTC-Termin zwecks Pickerlabholung ansteht, ist mir der Zustand meines Autos peinlich, was bedeutet, dass ich mich einmal im Jahr zur Putzaktion aufraffe. Irgendwie habe ich das Gefühl, mein Scheißerl mag das auch nicht so gerne und so rollen wir gemeinsam etwas unwillig zur Tankstelle, ein bissl wie Frauerl und Hund zum Tierarzt.

Offensichtlich ist die Betüdelung des Autos in Österreich (internationale Vergleichswerte fehlen mir leider) Männersache. Es stehen bereits drei blitzblanke Boliden am Waschplatz herum und werden gestreichelt. Ein Audi genießt gerade die Pflege seines Nummernschildes mit einem speziellen Spray, der wahrscheinlich ätherische Öle enthält, die den Fahrzeughalter in Entzücken versetzen. Sein beglückter Gesichtsausdruck deutet darauf hin. Tja, und weit und breit keine andere Frau, was für mein Vorhaben eh keine Rolle spielt. Aber es fällt halt auf.
Ich ergattere einen Platz am Staubsaugerterminal. Nach sorgfältiger Entmüllung des Innenraums und durchaus großer Begeisterung über lange vermisst geglaubte Fundstücke werfe ich meinen Euro ein und lege los. Konzentriert versuche ich, jeden Winkel zu erwischen, als ich mich irgendwie beobachtet fühle. Das Phänomen, Blicke im Rücken zu spüren, ist noch nicht ausreichend erforscht, glaube ich. Ich drehe mich um und sehe einen jungen Mann, der kritisch meinen rechten Vorderreifen begutachtet.

„Sie müssen da Luft nachfüllen, sonst wird der Reifen kaputt,“ sagt er freundlich.

Aha.
Ich starre ihn an. Dann den Reifen. Dann wieder meinen Staubsaugertermialkollegen. Jetzt hilft nur mehr Flucht nach vorne.

„Bitte, wie geht das?“

Der junge Mann ist offenbar gut erzogen und lacht nicht laut los, er schaut auch nicht mitleidig oder verächtlich, sondern bleibt ganz sachlich.
„Sie holen sich dort drüben ein …[ich habe das Wort vergessen, nennen wir es einfach Gerät], den Rest zeige ich Ihnen.“

Er geht mit mir um, wie mit seiner Oma. Das ist jetzt bitteschön keine Kritik! Nur eine Feststellung.

Ich sage Euch, das mit dem Luftnachfüllen ist echt nicht leicht. Aber den vierten Reifen schaffe ich schon alleine und was ich damit sagen will ist: Wenn jemand da draußen Hilfe braucht, ich bin gerne bereit, den Reifendruck befreundeter Autos zu messen und gegebenenfalls zu korrigieren. Auch wie man „das Gerät“ wieder mit Luft auffüllt, weiß ich jetzt. Vielleicht sollte ich Autopflegekurse für Frauen anbieten? Oder kollektives Frühlingsautoputzen initiieren? Mal sehen…