

Aber Achtung: es wird einen Einstiegstest geben, der sich als echte Hürde erweisen kann. Bitte bereitet Euch gut vor!


In der Gegend rund um das kärntnerische Bad Kleinkirchheim darf sie nicht am Ostertisch fehlen, die gefüllte Butter.
Also hier die fotogarnierte Herstellungsbeschreibung, sprich das Rezept:

Nimm ein Viertel Butter (=250g😀) und etwas Mohnfülle. Am besten dazu frisch geriebenen Mohn mit Zucker, Zimt, Rosinen und einem Hauch Rum (und zwar bitte den Rum nehmen, den wir ÖsterreicherInnen als solchen bezeichnen. Das grausige Zeugs aus Südamerika passt viel besser in Mojitos) vermischen und mit Milch geschmeidig rühren.

Die Butter zwischen 2 Lagen Frischhaltefolie rechteckig auswalken. Nit verzweifeln, wenn’s fuchst, nach sieben bis acht Osterfesten wird es schon fast oval. Siehe Foto. Dazu ein paar Tipps: Butter aus dem Kühlschrank nehmen und ca 10 Minuten warten. Dann mit entsprechendem Krafteinsatz loslegen. Wenn die ausgerollte Butter vor dem Füllen samt Folie noch ein paar Minuten ins Kalte darf, bedankt sie sich mit freundlichem Einrollverhalten.

So, jetzt drauf mit der Fülle.

Einrollen.

Folie drüber und in den Kühlschrank.

Wie die gefüllte Butter dann aussieht, wenn sie in Scheiben geschnitten zum Reindling serviert wird? Bitte um Geduld, Foto folgt am Samstag!
… und als kleine Entschädigung für mein langes Schweigen gibt`s heute noch eine Episode.
Getreu dem neuen, von der aus mir und mir bestehenden Arbeitsgruppe nach langen zähen Diskussionen soeben beschlossenen Blogmotte KISS & RIDE kann ich Euch Justice nicht länger vorenthalten, wiewohl die Geschichte rund um einen afrikanischen Gast schon einige Jahre zurück liegt. Aber sie passt einfach so großartig zur heute beginnenden Karwoche.
Justice also. Ein farbiger, junger Mann (damals 26 Jahre alt) aus Gambia, hochbegabt und in Graz gelandet, um für seine Habilitation im für mich unergründlichen Fach der Mathematik zu recherchieren. Das Schicksal meinte es ausnehmend gut mit ihm und so wurde er für einige Monate zum Mitbewohner meiner Söhne. In ihrem Bemühen, den neuen Freund in die Geheimnisse der österreichischen Lebensweise einzuführen, brachten sie Justice zum Mittagessen zu mir nach Hause.
Es entspann sich schnell eine lebhafte Unterhaltung über diverse Bräuche und Sitten in unseren Ländern, ich wusste über Ghana fast nichts und seine Österreich-Kenntnisse waren ähnlich umfassend, also gab es Gesprächsstoff ohne Ende. Justice kommt aus einer Mittelstandsfamile und wurde presbyterianisch erzogen. Das bedeutet, dass er sehr behütet aufwuchs, täglich um 20 Uhr zu Hause sein musste und überhaupt nicht viel jugendlichen Entfaltungsspielraum hatte. Auf Georgs praktisch orientierten Nachhilfeunterricht wollen wir hier nicht weiter eingehen
Irgendwann im Laufe unseres Mittagessens – es war grad März – fragte ich Justice, wie bei ihm zu Hause Ostern gefeiert wird.
„Crying,“ sagte er „sitting in the church for three days and crying.“
Meine zugegebenermaßen nicht sehr intelligente nächste Frage: „Why??“
„Because Jesus is dead.“
Aja. Genau. Ich schäme mich ein wenig.
„Und wie ist es bei Euch zu Ostern?“, fragt Justice.
Bereitwillig beginne ich zu erzählen, ich mache es mir und Euch jetzt leicht, indem ich auf Deutsch weiterschreibe.
„40 Tage vor Ostern beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit, was bedeutet, dass wir einen Heringschmauß veranstalten und ganz viel essen und trinken, weil wir dann ja so lange darben müssen. Wir putzen unsere Wohnungen sehr ordentlich. Wenn alles blitzt, dürfen wir den Osterstrauch schmücken. Dazu nehmen wir Palmkatzerln [auf Englisch? Keine Chance, zum Glück hatte ich Anschauungsobjekte zur Hand], die in eine Vase gesteckt werden. Dann braucht man Hühnereier, die ausgeblasen, bemalt, beklebt oder auch umhäkelt und an bunten Bändern auf die Palmkatzerln gehängt werden.“
„Warum?“, fragt Justice.
„Es handelt sich um Fruchtbarkeitssymbole, wahrscheinlich keltischen Ursprungs. Am Palmsonntag gehen wir dann mit kleinen solchen Sträußchen in die Kirche, um sie weihen zu lassen. Der nächste wichtige Tag ist dann der Karfreitag, an dem – so wie am Aschermittwoch – wieder besonders gefastet wird, indem wir Fisch essen. Im Übrigen sind wir gut damit beschäftigt, Schinken einzukaufen und zu kochen und Kuchen zu backen, denn am Karsamstag gibt es am Nachmittag ein großes Festessen, Osterjause genannt.“
Justice macht große Augen.
„Außerdem färben wir gekochte Hühnereier in bunte Farben. Damit der Osterhase diese am Sonntag früh für die Kinder im Garten verstecken kann.“
Justice Augen werden noch größer. Mittlerweile glaubt er, ein Sprachproblem zu haben und fragt nach. „Ein Hase bringt bunte Eier?“
„Genau. Weshalb bei uns viele Menschen nicht wissen, dass er eigentlich ein Säugetier ist. Außerdem bringt er jede Menge an Schokolade, gerne in Hasen (lila oder gold!)- oder Entenform und kleine oder auch größere Geschenke, die im sogenannten Osternest liegen. Fahrräder zum Beispiel.“
Mittlerweise ist meine Erzählung nicht nur für unseren Gast absurd. Wir alle kringeln uns vor lauter Lachen über diese seltsamen Bräuche und natürlich lade ich ihn zu unserem Osterfest ein und auch der Osterhase hat an ihn gedacht! Bei der Fleischweihe im Burgenland, rund um ein kleines Marterl, fällt Justice durchaus auf. Aber den Leuten ist ganz klar, wer er ist, da braucht niemand Erkundigungen einzuholen: Ein Farbiger in der Nähe einer Kapelle kann nur der neue Pfarrer sein!

In meinem letzten Beitrag stellte ich die tiefgründige Frage, was Franz Schubert, ein pummelwitziger ÖBB-Schaffner, The Shape of Time, die Chaostheorie, ein Stipendiat aus Gambia, der Osterhase und eine E-Rechnung gemeinsam haben. Die Antwort ist einfach: sie sind die Hürden auf der Suche nach dem roten Faden für meinen Blog. Natürlich könnte ich jetzt eine wilde Geschichte schreiben, die alle genannten Personen und Themen unter einen Hut bringt, aber das ist nicht der Weisheit letzter Schluss, es wäre schade um die Einzelteile. Wobei sich meine Einstellung zu diesem Zugang täglich ändert und damit hätten wir die Chaostheorie auch schon erledigt. Ihr hier nicht zu viel Raum zu geben, ist sowieso eine gute Idee. Das kann Wikipedia besser.
Begonnen hat meine Bloggerei mit der Reise im Sommer 2017 [als kleine Erklärung für die Lese-Neulinge hier]. Regelmäßige Beiträge zwischen Anfang August und Ende Oktober bescherten mir genau so regelmäßige Zugriffe auf diese Website. Dann kam eine sehr unkreative Pause bis Anfang Dezember. Die Zugriffe ließen allerdings nicht nach, Eure Neugierde war offenbar größer als meine Schreibfreudigkeit. Der Advent bescherte mir ein Thema und dass ich seit 24. Dezember wieder nichts gepostet hatte, wurde mir nur ein bissl übel genommen. Ist es zulässig, einfach keinen roten Faden zu haben? Bevor ich noch mehr Zeit damit verschwende und die Geschichten und Geschichteln im Nirwana meiner Erinnerung verblassen, schreibe ich einfach drauf los, frei nach dem am Bahnhof Bruck/Mur gefundenen und als Titelbild missbrauchten Motto: Kiss and ride! Also, liebe Muse, küss mich und los geht`s!
Was haben Franz Schubert, ein pummelwitziger ÖBB-Schaffner, The Shape of Time, die Chaostheorie, ein Stipendiat aus Gambia, der Osterhase und eine E-Rechnung gemeinsam? Nichts, meint Ihr? HA! Irrtum.
Gestatten, mein Name ist Sophie. Bis zur 30. Schwangerschaftswoche (SSW) hieß ich Zwilling 1, weil ich auf der rechten Bauchseite lag. Meine Schwester Isabell war Zwilling 2, unser Geburtstermin war mit 27. Juni 2017 berechnet und alles schien wunderbar zu verlaufen.
Dann kam dieser verflixte Kontrolltermin in der 25. SSW, der für meine Eltern die Welt auf den Kopf stellte. Der Arzt überwies Mama ins LKH, weil er meinte, ich sei zu klein. Dort machten sie aus mir ein Problemkind, denn es wurden der Verdacht auf Trisomie 21, zuviel Fruchtwasser und das Double Bubble Syndrom diagnostiziert, außerdem befürchteten die Ärzte eine Frühgeburt. Das war eine geballte Ladung schlechter Nachrichten für Papa und Mama, die sofort in Frühkarenz gehen musste, und natürlich jede Woche zur Kontrolle ins LKH.
Schon 14 Tage später, 13 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, deuteten alle Zeichen auf eine Frühgeburt. Um das hier ganz klar zu sagen: WIR wollten das nicht! Meine Schwester und ich fanden es in Mamas Bauch noch sehr gemütlich, außerdem waren wir ja keineswegs fertig! Noch ein bissl bleiben zu dürfen, wenigstens bis zur 30. SSW, stand jetzt im Mittelpunkt aller Anstrengungen. Mama siedelte ins Krankenhaus und wir bekamen ganz schön viel Aufmerksamkeit. Jeden Tag wurde nachgeschaut, ob’s mir eh noch so halbwegs geht. Meine Mama wurde zur Oxford-CTG-Expertin, es war eine anstrengende Zeit für sie. Zum Glück haben wir eine tolle Familie, die meinen Eltern super beigestanden ist.
Wir schafften die 30. SSW, dennoch war meine Entwicklung offenbar nicht sehr zufriedenstellend, weshalb Mama vorsichtshalber immer erst nach den täglichen Untersuchungen frühstücken durfte.
11. Mai. Acht Wochen vor dem Geburtstermin. Der Arzt stellt fest, dass meine Werte auf gleichbleibend schlechtem Niveau herumdümpeln, weshalb es gut sei, uns jetzt zu „holen“, wie das so schön heißt, wenn Babys den Weg in diese Welt nicht alleine schaffen. Mama bekommt einen Kreuzstich und um 13.25 Uhr hat meine im wahrsten Sinn des Wortes große Schwester Isabell es geschafft. Sie ist draußen und darf sogar ein Bussi von Mama kriegen, bevor sie in ihren Brutkasten übersiedelt. Um mich machen sie mords ein Theater. Intensivstation, Operation am nächsten Tag, wo immer an mir ein Platzerl frei ist, hängen sie einen Schlauch an.
Daher ist mein erstes Foto auch nicht sehr attraktiv, aber bei knapp einem Kilo Geburtsgewicht ist halt noch nicht viel zum Herzeigen da. Ich bin so klein, dass man mir keinen Eintrag in der Rubrik „Körpergröße“ zugesteht.

Hoffen und Bangen für meine Eltern… Ihre Hände wärmen mich und geben mir Kraft. Sie sagen, ich sei eine Kämpferin und da haben sie Recht!
Isabell ist mit 1600 Gramm schon um einiges robuster, 41 cm ist die groß!

Meine Schwester kann ihren Brutkasten nicht leiden, und beschließt ihn mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten unbewohnbar zu machen, weshalb sie bereits am 19. Mai ins bequemere Wärmebettchen darf. Das ist auch für mich ein besonderer Tag, denn ich kriege mein Essen ab sofort über die obere Sonde und nicht mehr direkt in den Magen!
Am 29. Juni durchbreche ich die Schallmauer: 2050 Gramm! Isabell hat 2,5 Kilo. Wir dürfen nach Hause!
Die Ärzte sagen, ich werde zierlich bleiben, aber ganz ehrlich, es gibt Schlimmeres für ein Mädchen 😀! Sonst bin ich pumperlgesund und Isabell auch. Und es gibt Leute, die das als Wunder bezeichnen. Ich habe keine Ahnung, was die meinen!

Meine Lieben!
Die Geschichte von Sophie und Isabell widme ich all jenen, denen es heute, am Heiligen Abend, nicht so gut geht. Die krank sind, oder traurig. Ich schicke Euch eine Umarmung…
Möge der Zauber des Weihnachtsfestes uns heute alle umfangen und unser Leben für ein paar Stunden zum Glitzern und Leuchten bringen!
10.00 Uhr:
Der Raum füllt sich langsam, die Besonderheit der Gäste verbreitet eine Magie, der ich mich nicht entziehen kann. So kompliziert sich viele im Vorfeld gebärdet haben, so ruhig und angenehm ist die Stimmung, wobei durchaus gespannte Erwartung spürbar ist. Wird es gelingen, die EU-Pläne zum Kippen zu bringen?
Anwesend sind bisher: Christkind, Weihnachtsmann, Knecht Ruprecht, Rudi Rentier, Nikolaus, Väterchen Frost, Pere Noel, Nisse, Julenisse, Tomte, Joulupukki, Santa Lucia, Father Christmas, Jouuvana, Reyes Magos und Bobbo Natale. Da fehlen noch einige, aber bis zum offiziellen Sitzungsbeginn um 11.30 Uhr ist ja noch gut Zeit.
10.15 Uhr:
In der Allee parkt tatsächlich der Coca-Cola-Truck, Santa Claus ist gekommen! Hurra!
10.30 Uhr:
Frau Holle flippt herum, sie ist hochgradig nervös. Erste Hilfe á la Sabine: wir kippen gschwind ein Glasl Prosecco. Liebe Frau Holle, Du schaffst das!
11.00 Uhr:
Befana, Sinter Claas, Caspar, Melchior und Balthasar machen mir ernsthaft Sorgen. Sie sollten längst da sein. Befana hat mir in der Früh aus Triest gemailt, dass das Schiff pünktlich angekommen ist. Wo seid Ihr?
11.10 Uhr:
Bei einem Blick aus dem Fenster in den Park, trifft mich fast der Schlag. Das kommt von schlechter Recherche! Ich dachte, Jólasveinar wäre der isländische Gabenbringer. Oh nein, Jólasveinar sind die 13 Söhne einer Riesin, die ALLE für Geschenke zuständig sind – mit Namen Stekkjastaur (Pferchpfosten), Giljagaur (Schluchtenkobold), Stúfur (Knirps), Þvörusleikir (Kochlöffellecker), Pottaskefill (Topfschaber), Askasleikir (Essnapflecker), Hurðaskellir (Türzuschläger), Skyrgámur (Quark Gierschlund), Bjúgnakrækir (Wurststibitzer), Gluggagægir (Fensterglotzer), Gáttaþefur (Türschlitzschnüffler), Ketkrókur (Fleischkraller) und Kertasníkir (Kerzenschnorrer). Sie kommen auf das Schloss zu, werden in wenigen Minuten eintreffen und ich habe zwölf (12!) Sitzplätze zu wenig! Ich stürme in den Planetensaal und donnere ein verzweifeltes „HILFE!“ in den Raum. Schlagartig verstimmt das Stimmengewirr. Schnell erkläre ich die missliche Lage, aber die heiligen Gestalten haben natürlich kein Problem. Väterchen Frost – gerade in ein sehr inniges Gespräch mit Santa Lucia vertieft – sieht mich liebevoll an. „Gehen Sie ruhig, junge Frau [ich liebe ihn!], wir machen das schon“. Ich stürme nach draußen und nehme die 13 neuen Gäste in Empfang. Die erste Krise ist gemeistert. Hoffentlich hat der Osterhase mir nicht gefolgt und den vielen Schinken storniert! Aber darum kann ich mich jetzt nicht auch noch kümmern.
11.20 Uhr:
Sie sind da! Sinter Claas hat Zwarte Piet mitgebracht, aber der eine Sessel mehr wird sich auftreiben lassen. Ich spüre erste Erschöpfungserscheinungen. Frau Holle muss ich dringend über die Erweiterung der Gästeliste informieren, damit sie beim Begrüßungsprotokoll keine Fehler macht.
11.30 Uhr:
Geschafft. Alle sind im Saal. Die schweren Türen schließen sich, ich bleibe draußen und harre der Dinge, die da kommen mögen.
12.00 Uhr:
Nichts dringt nach außen. Es ist ganz still.
12.30 Uhr:
Naja, es war ja nicht zu erwarten, dass sie sich so schnell einig werden. Geduld, Geduld.
13.00 Uhr:
Die Türe öffnet sich. Der Nikolaus muss auf´s Klo. Sein Pokerface, sofern überhaupt viel Face zu sehen ist, bei all dem Bart, lässt keine Schlüsse auf den Verlauf der Sitzung zu.
14.00 Uhr:
Es ist soweit. Man bittet mich in den Saal. Frau Holle kommt feierlich auf mich zu und überreicht mir ein Blatt Papier, auf dem genaue Anweisungen festgeschrieben sind.
Ein Name. Eine Telefonnummer. Ein Wort.
Der Name: Jean-Claude Juncker
Die Telefonnummer: 00 800 67 89 10 11
Das Wort: STREIK
Mir wird heiß und kalt. Die wollen jetzt aber wohl nicht wirklich, dass ICH dem Juncker drohe. Oh doch, das wollen sie und zwar alle. Einstimmig. Ihre entschlossenen Gesichter lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass ich tun muss, was getan werden muss.
Mit leicht zittrigen Händen wähle ich die Nummer und hoffe insgeheim, dass niemand abhebt. Es klingelt. Einmal, zweimal, dreimal…
„Juncker.“
„Guten Tag, Herr Juncker, mein Name ist Sabine Göritzer, ich bin gebeten worden, Ihnen etwas auszurichten.“
Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Nur der Magen von Santa Claus knurrt ganz leise, sonst ist es gespenstisch still im Raum.
„Es geht um das Verfahren 2017/0338/CHR. Die europäischen Gabenbringer unter dem Vorsitz von Frau Holle haben …“
„Na endlich“, unterbricht mich der Präsident, „ ich dachte schon, dass mein Zettelchen nicht bei Ihnen angekommen ist!“
„SIE haben mir das Dokument zugespielt?“ frage ich erstaunt.
„Natürlich, das kann ich doch nicht zulassen und ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen!“
„Die Runde plädiert einstimmig für Streik und zwar ab sofort.“
„Sehr gut. Mailen Sie mir bitte ein Gruppenfoto und dann brauche ich noch zwei Stunden, Sie hören von mir.“
Blitzartig erfülle ich seine Bitte und dann beginnt erneut gespanntes Warten. Hoffentlich lässt er sich nicht zu lange Zeit, denn meine illustre Gesellschaft spricht derweil dem steirischen Weine zu. Am meisten süffelt die zutiefst erleichterte Frau Holle. Aber auch der Osterhase hat seinen Cateringauftrag mit Bravour erledigt. Ich bin echt stolz auf mein Team 🙂
17.00 Uhr:
Mein Handy klingelt und alles ist gut. Tosender Applaus lässt das alte Gemäuer erbeben, als ich verkünde, dass alles so bleiben kann, wie es ist.
Diese Feier wird heute wohl ein Weilchen dauern. Obwohl einige der Gäste morgen viel Arbeit haben!
Nach all dem Theater im Vorfeld der morgigen Krisensitzung zur Verhinderung der von der EU geplanten Termin- und Gabenbringerharmonisierung kehrt nun langsam Ruhe ein. Wie ich erfahren habe, wurden bereits einige Gäste auf Grazer Weihnachtsmärkten gesichtet und auch manche Zimmer im Schloss Eggenberg sind schon bezogen. Das Christkind und Santa Lucia treffen sich heute zu einem Sidemeeting, die beiden haben sich ja sehr lange nicht gesehen und wohl einiges zu besprechen.
Zu Mittag habe ich noch eine Verabredung mit Frau Holle und dem Osterhasen, dessen Menüvorschlag mir sehr gut gefällt. Ein bissl viel Schinken, aber was soll’s und die gefärbten Eier werde ich ihm schon noch ausreden.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was morgen passieren wird!
Es war nicht vermeidbar, die Bedenken bezüglich der Modererationsexpertise des Osterhasen in meine Arbeitsgruppe zu tragen. Wir sind übereingekommen, dass er nicht geeignet ist und haben uns auf Frau Holle verständigt. Sie ist gütig, gerecht und hat ein bissl Statusaufpolierung dringend nötig. Und, wenn ich sie schon mal in Graz habe, kann ich endlich mit ihr ein ernstes Wort reden wegen der Schneeflockensituation bei uns. Was bitte sollen das für Weihnachten sein, wenn es überhaupt kein bissl Schnee gibt?!
Den Hasen müssen wir natürlich auch einbeziehen, am besten in einer sehr verantwortungsvollen Funktion, weshalb ich ihm die AfBS angeboten habe, die Abteilung für Brötchenschmieren. Er ist begeistert und hat mir zu verstehen gegeben, dass er von einer solchen großartigen Herausforderung nicht zu träumen gewagt hätte. Ich hoffe, er schafft es, denn das Catering für unsere Gäste ist ein Kapitel für sich. Die Liste der Sonderwünsche ist lange!
Bitte behält es für Euch, aber wir haben uns für Schloss Eggenberg als Tagungsort entschieden. Perfekter geht es nicht, es gibt ausreichend Kamine und die Schlitten können im Park abgestellt werden. Sogar der Coca-Cola-Truck für den komplizierten Santa Claus hat in der Zufahrtsallee gut Platz.
Was die Reise betrifft, ist auch hier einiges an Koordinationstätigkeit nötig gewesen. Schaumamal, ob alles klappt. Ein Beispiel gefällig: wie jedes Kind in den Niederlanden weiß, übersommert Sinterklaas in Spanien und kommt dann zu Weihnachten mit dem Schiff angereist. Der Plan für heuer ist so, dass er in Triest anlanden wird und gleich auch die Heiligen Drei Könige mitbringt, die für die Gabenbringung in Spanien zuständig sind. Abgeholt werden sie dort von Befana, der guten Hexe, die die ganze Partie dann nach Graz geleitet. Sehr ökonomisch, oder?
Hilfe, ich bekam gestern eine Freiwilligen-Meldung. Eigentlich ist dieser Kandidat ja naheliegend, aber… naja, lest mal selber:
office@osterhase.net
Liebe Frau Göritzer!
Sehr gerne übernehme ich die Moderation des Krisentreffens. Ich habe viel Erfahrung als Gabenbringer und gelte als friedliches Wesen. Mein Osterdatum ist zwar variabel, aber ich kann verstehen, dass alle Beteiligten Weihnachten an ihrem vertrauten Termin beibehalten wollen. Meinen Lebenslauf finden Sie in der Anlage.
Über ein persönliches Gespräch würde ich mich sehr freuen!
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr
Osterhase
Jetzt hab ich den Scherbn auf. Ist Schlappohr diese Aufgabe zuzutrauen? Er ist doch von Natur aus jemand, der eher zum Verstecken neigt, ich habe mir eigentlich jemanden vorgestellt, der offensiv und selbstbewusst durch die sicher sehr emotionale Diskussion führt. Ein Moderator, der Reißaus nimmt, wenn ihn z.B. Väterchen Frost scharf anschaut, ist nicht die richtige Wahl. Da kann ich`s gleich selber machen. Aber die zarte Hasenseele durch eine Zurückweisung zu verletzen, kommt für mich auch nicht in Frage. Ein echtes Dilemma, über das ich bis morgen intensiv nachdenken werde.