2. Fensterl: Wunderbare Vielfalt

Was haben Bier, Schokolade, Kosmetika, Socken, Spielzeug, Teesackerln, Gewinncodes für Gratisstrom, String-Tangas, Nagellacke, Lego- und Playmobilfiguren, Greenpeace-Öko-Geschenksideen, Kondome und Rubbellose gemeinsam? Mit all diesen überaus nützlichen und besinnlichen Utensilien bzw. Anregungen und Versprechungen werden Adventkalender – analoge und digitale – befüllt, um uns und unsere Kinder und Enkelkinder auf eine wunderschöne Weihnachtszeit einzustimmen. Welch ein unvergleichlich warmes und erwartungsvolles Gefühl der Vorfreude ist es doch, das 2. Fenster zu öffnen und dann begeistert zu rufen: „Ah, wie schön, ein Rubbellos!“ oder „Komm, Schatz, lass uns gleich das herrliche Kondom ausprobieren!“ Ich habe Beweisfotos, die ich Euch erspare.

Es liegt mir fern, hier einen schönen, alten Brauch in Grund und Boden zu verdammen. Auch wir haben für unsere Kinder Kalender gebastelt, Säckchen mit Kleinigkeiten befüllt und ab und zu war auch ein Lego-Manderl dabei oder eine Münze. Ich habe einfach nur einen Schock ob der Geschmacklosigkeiten, die mir untergekommen sind.

Warum Ihr diesen Sermon jetzt aushalten müsst, hat mit dem Titel dieses Adventkalenders zu tun, den ich mit Geschichten über die Suche nach dem Zauber dieser stillsten Zeit des Jahres füllen wollte und – keine Sorge – auch werde. Ich erinnerte mich gestern an die Papierkalender meiner Kindheit, die man an das Fenster klebte. Hinter jedem Türchen verbarg sich eine kleine Zeichnung, ein Vogelhaus, der Nikolaus, ein Schneemann, ein Tannenzweig samt Kerze … und am 24. schließlich gab es die Doppeltür, die es irgendwie geschafft hat, die Adventkalendermetamorphose in das 21. Jahrhundert zu überleben. Dahinter dann die Krippe und mit ihr die Erlösung: die Zeit des Wartens ist endlich vorbei.

Genau so einen Kalender wollte ich haben, und daher zog ich gestern Abend sehnsüchtig los in Richtung Grazer Innenstadt, um ihn mir zu kaufen. Ein klassischer Fall von Denkste. Ich glaube, das Mädel in der Trafik wusste gar nicht, was ich meine. Ein Geschäft nach dem anderen hab ich abgeklappert, mit genau gar keinem Erfolg. Ich hatte mir das wirklich schön vorgestellt: Immer wenn ich zu Schreiben beginne, öffne ich ein Fenster und lasse mich in diese zauberhafte Stimmung von damals versetzen.
Daher endet mein Eintrag heute mit einem dringenden Aufruf! Bitte sagt mir, wo ich so etwas Altmodisches, Billiges, Langweiliges und Unbefriedigendes bekommen kann! Wäre echt dringend…

Übrigens: morgen, am ersten Adventsonntag wird sich das Fensterl erst am Abend öffnen!

2 Antworten auf „2. Fensterl: Wunderbare Vielfalt“

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert