Es schnuppt so schön…

Ich weiß immer genau, wo ich in den letzten Jahren so um den 15. August herum war. Wir kennen ja alle diese menschlichen Erinnerungs-Haltegriffe bei besonderen Ereignissen der Weltgeschichte. Oder wer weiß nicht genau, was er gerade machte, als das erste Flugzeug in den Twin Tower geflogen wurde? Als Lady Diana starb? Jörg Haider? Anwar as-Sadat? Nun ist der Sternschnuppenregen Mitte August nicht unbedingt als ein Moment zu betrachten, der die Welt (weder im Großen, noch im Kleinen) verändert. Da gibt es den Kometen Swift-Tuttle, der normalerweise nicht einmal zu sehen ist, – die AstronomInnen wissen trotzdem, dass es ihn gibt – und der so ambitioniert durch das Universum flitzt, dass er unterwegs Staubfuzzel verliert. Wenn diese dann auf unsere Erdatmosphäre treffen, bringen sie die Luftmoleküle zum Leuchten. Soweit so gut.

Nachdem ich heuer zufällig zu dieser Zeit in Klagenfurt war, und bekanntlich die ehrenwerte Tochter des ehrenwerten Ehrenpräsidenten der Kärntner Astronomischen Vereinigung bin, dachte ich mir: das nützt Du jetzt mal aus, um Dein Wissen über Sternschnuppen etwas zu verbreitern. Der Herr Präsident hat sich sofort zu einer Sonderführung auf der Sternwarte überreden lassen, zumal durch die Anwesenheit von Neffen L. und seinem Kumpel G. mit erhöhter Aufmerksamkeit zu rechnen war, die von Tochterseite her schnell eine endenwollende sein kann.

Mit der Sternwarten-Idee waren wir nicht ganz alleine. Gefühlte 100 Interessierte, samt interessierten Hunden und interessierten Babys (man kann nicht früh genug mit Bildung anfangen) hatten mit Einbruch der Dunkelheit die 150 Stufen in luftige Höhen bewältigt und drängten sich auf der Plattform rund um das Teleskop. Ein guter Querschnitt von allem, was Gottes Tiergarten zu bieten hat – sicht-, hör- und riechbar: Gscheite und blöde Fragen an den erklärungsbereitwilligen Astronomen, Geschubse rund um das Außenfernrohr, fröhliches Getratsch, gelangweiltes Gähnen, ein völlig inhomogener bunter Haufen.

Und dann, mit der ersten gesichteten Sternschnuppe, wurden aus uns plötzlich kleine Kinder, die mit offenen Mündern nach oben blickten, gebannt und irgendwie beglückt, gemeinsam einer Faszination erliegend, die rational nicht nachvollziehbar ist. Wünsche flogen in den Nachthimmel und man konnte nicht aufhören, in die Unendlichkeit zu starren in der Hoffnung, noch mehr zu sehen. Auch wenn die Nackenmuskulatur schon nach einem mobilen Therapeuten verlangte. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr, auch wenn die Bedingungen nicht so ideal sein werden: Am 15. August 2019 ist Vollmond!

Was ich heuer mitgenommen habe: 10 Sternschnuppen mit ebensovielen Wünschen, ein unerwartetes, inspirierendes Gespräch über meinen Lieblingsphilosophen Epikur und die Einsicht mit dem Blick nach oben und nach unten: Spannend, dieses Universum und spannend, diese Erde, als winzig kleiner Teil des großen Ganzen und dennoch alles, was wir haben 🙂

Eine Antwort auf „Es schnuppt so schön…“

  1. waoh, toll, dass du bei der aussicht so viele gesehen hast !!! ich konnte heuer nur eine erhaschen indem ich mich rücklings aus dem fenster gebeugt habe – über laaaaaaange zeit. danach musste eine yogische gegenbewegung her 🙂

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