Mein Onkel ist Direktor einer Musikhauptschule in Kärnten gewesen. Zwischen ihm und mir entspann sich – vor ca. 30 Jahren – folgender Dialog. Er ist kurz, daher lege ich für jedes Wort meine Hand ins Feuer.
„Onkel Peter, ich kann nicht singen, das finde ich furchtbar. Alle hier können singen.“
„Jeder, wirklich jeder kann singen, meine liebe Sabine.“
„Nein, ich kann es nicht.“
„Sing!“
Ich sang.
Onkel Peter: „Es gibt Ausnahmen.“
Wenn heute die gute Fee käme um mich zu fragen, was für einen Teil meines Lebens ich für eine schöne Stimme geben würde, so tät ich grad meine Lust am Kochen eintauschen. Fastfood forever, aber mit Sopran bitteschön! Alt würde ich auch nehmen.
Zurück zu gestern. Mein Ausflug in die adventliche Chormusik begann mit Bewunderung des Ensembles primaTona: 9 Frauen, 1 Kirche, 2 Orgeln und ein richtig schönes vorweihnachtliches Programm rund um die Messe in g-Moll von Rheinberger.
Derart eingestimmt machte ich mich anschließen auf den Weg in die Heilandskirche zum Quempas-Singen. Sagt Euch gar nichts? Banausen! Ich weiß schon seit einer Woche, was das ist! Gemeinschaftliches Singen nämlich und der Titel kommt von Quem pastores laudavere, einem Weihnachtslied aus der frühen Neuzeit.
Die Kirche ist bereits fast bis auf den letzten Platz besetzt, als ich schon fast ein bissl zu spät hineinhusche. Nur auf der linken Seite gibt es noch ein kleines Bankerl, etwas abseits, quer zum Schiff und leer, erstaunlicherweise. Meins! – denke ich und schon habe ich mich ausgebreitet und freue mich über den Glücksfall. So muss ich nicht mitten unter Menschen sitzen und als die ersten Töne erklingen, wähne ich mich im Paradies. Ich darf singen. Laut und falsch, aber wurscht. Hunderte geübte Stimmen, unterstützt durch die kraftvolle Orgel, lassen mein begeistertes Geträller vollkommen untergehen. Sogar mein Winter-Lieblings-Gassenhauer „Schneeflöckchen-Weißröckchen“ steht am Programm, ich bin im 7. Himmel. Und betroffene Sitznachbarn gibt es – vorerst – keine. Leider kommt dann mit geraumer Verspätung ein Mann daher und schaut mich so freundlich an, dass ich ihn in meine Bankerl-Schutzzone lasse. Mein Revier allerdings, weshalb er mich aushalten muss samt meinem Gebrüll aus voller Kehle. So schön war es, danke liebe G. für`s Überreden! Nächstes Jahr nehme ich Euch alle mit, dann besetzen wir 5 Bankreihen und ich bin in der Mitte und darf wieder ganz laut singen, ja?
G. ist es auch, die mich danach mit sanfter Gewalt zu sich nach Hause zum Adventsingen mitnimmt. Ich bekomme eine rote Lieder-Mappe in die Hand gedrückt und ein Glas Rotwein. Die nächsten zweieinhalb Stunden werde ich keinen Ton von mir geben, ich werde mitlesen, versuchen zu verstehen, was „Oktavieren“ heißt, und mich einfach nur wundern, wie schön vier Frauen mit geübten Stimmen singen können.
Gute Fee, ich WARTE!
tolle gschicht aber ich glaub dir kein wort, denn alle kärntnerinnen können singen !!!